Berlin, Tripolis (epd). Sicherheitskräfte in Libyen haben nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen Tausende Migrantinnen und Migranten willkürlich verhaftet. Die Zahl der Flüchtlinge in Internierungslagern in der libyschen Hauptstadt Tripolis habe sich in den vergangenen fünf Tagen verdreifacht, erklärte die Hilfsorganisation am Mittwoch in Berlin und Tripolis. Demnach haben Sicherheitskräfte der Regierung seit vergangenem Freitag mindestens 5.000 Männer, Frauen und Kinder festgenommen. Viele Inhaftierte seien schwerer körperlicher Gewalt ausgesetzt.
„Ganze Familien von Flüchtlingen wurden in Tripolis festgenommen und in Handschellen in verschiedene Internierungslager gebracht“, sagte die Einsatzleitern von Ärzte ohne Grenzen in Libyen, Ellen van der Velden. Laut der Hilfsorganisation, die nach eigenen Angaben in drei Lagern in Tripolis medizinische Unterstützung anbietet, erhalten die Festgenommen kaum sauberes Wasser und Nahrung. Sie hätten zudem keinen Zugang zu Toiletten. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte bereits am Sonntag von Massenverhaftungen von Migranten und Flüchtlingen in Libyen berichtet.
Das nordafrikanische Land spielt eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen der Europäischen Union, die Zahl der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer zu verringern. Vor allem Menschen aus Afrika versuchen, über Libyen und das Mittelmeer Europa zu erreichen. Die Vereinten Nationen hatten am Montag in einem Untersuchungsbericht die weitverbreitete Gewalt gegen Flüchtlingen und Migranten in libyschen Gefangenenlagern angeprangert.