Das "Wartburg-Experiment" ist anlässlich des 500. Jahrestages der Bibel-Übersetzung durch Martin Luther (1483-1546) gestartet. Zusammen mit der Internationalen Martin Luther Stiftung und der Deutschen Bibelgesellschaft hatte die Stadt Eisenach neben den beiden Autoren auch Iris Wolff zur "Zwiesprache mit der Lutherbibel" auf die Burg eingeladen.
"Mehr als tausend Jahre Burg, und der Stein wächst", sagte Uwe Kolbe in einem ersten Fazit. Das Experiment an Kopf und Seele entfalte seine Wirkung über den Aufenthalt hinaus. Dabei habe sich ihm die Anziehungskraft der Wartburg abseits des touristischen Blickes erschlossen. "Hier herrschte die Macht der Poesie, hier war Gott gegenwärtig", sagte der Lyriker.
"Die Bibel ist für mich immer noch der erste Text - in jeder Hinsicht", erklärte Senthuran Varatharajah, der in den 1980er Jahren mit seinen Eltern aus Sri Lanka nach Deutschland gekommen war. Er habe Deutsch anhand der Bibel gelernt, das Verhältnis zur Bibel präge seine Arbeit als Schriftsteller bis heute. "Ich freue mich darauf, das Gespräch mit dem ersten und letzten Text an dem Ort, an dem Luther einen Teil daraus übersetzt hatte, weiterführen zu dürfen", sagte der Romancier.
Wie Kolbe hält er sich tagsüber direkt neben Luthers Schreibstube auf und versucht einen inneren Dialog mit dessen Übertragung des Neuen Testaments aus dem Griechischen ins Deutsche. Der Reformator hatte die Ende 1521 auf der Wartburg begonnene Übertragung nach nur elf Wochen vollendet.