Berlin, Potsdam (epd). In der Debatte über den Wiederaufbau des Potsdamer Garnisonkirchturms hat der Sozialwissenschaftler Micha Brumlik eine Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefordert. Eine Erklärung zum Nationalprotestantismus und zur historischen Rolle der Garnisonkirche sei religions- und öffentlichkeitspolitisch sinnvoll, sagte Brumlik am Freitagabend bei einer Diskussion in Berlin. Die Spitze der evangelischen Kirche müsse sich offiziell dazu äußern.
„Eine Rückkehr zum Nationalprotestantismus gibt es für die EKD und ihre Gliedkirchen nicht“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende der Garnisonkirchenstiftung und frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber. Es bestehe ein durch und durch kritisches Verhältnis zu diesem Teil der Geschichte, der „zum belastenden Erbe der evangelischen Kirche“ gehöre. Dafür werde auch die Arbeit im neuen Turm stehen, der seit 2017 gebaut wird.
Die Historikerin Agnieszka Pufelska empfahl, dort ein kritisches Museum des preußischen Militarismus zu schaffen. Die Geschichte überstrahle bei dem Thema die Gegenwart, betonte der Politikwissenschaftler Hajo Funke. Die Garnisonkirche stehe für die „Initiierung der Totalherrschaft“ im NS-System und lasse sich nicht davon trennen. Deshalb sei ein Bruch notwendig, der neue Turm sollte als Zeichen der Umkehr unvollendet bleiben. Es spreche „mehr für eine Ruine“ als „Wunde, an der wir arbeiten können“.
Huber erteilte dem eine Absage und rief die Kritiker zugleich zu eher zurückhaltenden Debatten auf. Die Art der Diskussion sei „spendenabschreckend“, sagte er. Ihre Recherchen sehe er hingegen positiv.