Berlin (epd). Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt lehnt die Aufhebung aller Corona-Beschränkungen zu einem jetzt schon festgesetzten Datum ab. Er finde es aber „richtig, dass wir jetzt eine Debatte darüber führen, wann wir zur Normalität zurückkehren können“, sagte Reinhardt den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (Samstag): „Wir dürfen uns als Gesellschaft nicht in einer Infektionsangstneurose einrichten.“ Das heiße im Umkehrschluss aber nicht, „dass wir jetzt alles in Laissez-faire-Manier laufen lassen“. Es müsse der ärztliche Anspruch sein, Infektionen zu verhindern.
Das Maskentragen in Bussen und Bahnen, wo häufig keine Abstände eingehalten werden können, halte er weiter für sinnvoll, fügte Reinhardt hinzu. Es sei aber völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssten, während die Erwachsenen abends maskenlos ins Lokal gehen könnten. Das stehe in keinem Verhältnis. „Die Maskenpflicht im Unterricht muss jetzt bundesweit in allen Schultypen entfallen“, betonte Reinhardt.
Die 2-G-Regel, also den Zugang zu Lokalen oder Veranstaltungen nur für Geimpfte und Genesene, hält Reinhardt für sinnvoll. „Wenn 2?G kombiniert wird mit der Aufhebung von Maskenpflicht und Abstandsregeln, ist das ein sehr guter Weg“, sagte er. „Ich plädiere dafür, dass alle Bundesländer 2?-G ohne Maske und Abstand als Option für das Gastgewerbe, für den Sport und die Veranstaltungsbranche einführen. Das ist dann auch ein zusätzlicher Anreiz für die bisher Ungeimpften.“
Das solle aber nicht für Angebote des öffentlichen Lebens gelten, auf die die Menschen zwingend angewiesen seien, wie zum Beispiel der öffentliche Nah- und Fernverkehr. Hier käme eine 2-G-Regelung einer Impfpflicht durch die Hintertür gleich.