Frankfurt a.M. (epd). Katholische Reformgruppen haben zum Auftakt der zweiten Tagung des Synodalen Wegs die Entscheidung kritisiert, die Bischöfe aus dem Erzbistum Köln im Amt zu lassen. Die jüngsten irritierenden Personalentscheidungen des Vatikans zu Hamburg und Köln zeigten, wie groß in der kirchlichen Hierarchie die Angst vor Machtverlust sei, sagte Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ am Donnerstag in Frankfurt am Main. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und zwei seiner Weihbischöfe trotz Fehlern im Umgang mit der Aufarbeitung von Missbrauch im Amt bleiben sollen. Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der bis 2015 in verschiedenen verantwortlichen Positionen im Erzbistum Köln tätig war, behält sein Amt.
Dies alles blockiere die dringend notwendige Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre, sagte Weisner. Monika Humpert vom Aktionsbündnis „Maria 2.0“ betonte, Rücktritte seien in diesem System nicht vorgesehen. Kirchenämter stünden für hierarchische Macht und nicht für persönliche Verantwortung. Dieses Amtsverständnis begünstige Arroganz und Klerikalismus. Das werde in einer modernen Gesellschaft nicht mehr akzeptiert.
Dorothee Sandherr-Klemp vom Katholischen Deutschen Frauenbund betonte, Gleichberechtigung verhindere Missbrauch und müsse daher Anliegen und Forderung aller Geschlechter sein. Es gelte daher, geschwisterlich Kirche zu sein und Erneuerung zu wagen.
Um auf die Gleichberechtigung aller Getauften in der katholischen Kirche aufmerksam zu machen, wollten die Reformgruppen am Nachmittag Schals in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „getauft und gefirmt“ an die Teilnehmenden des Synodalen Wegs verteilen, die sich zur zweiten Synodalversammlung am Nachmittag in der Frankfurter Messe trafen. Auf der Tagesordnung der bis Samstag andauernden Tagung stehen rund ein Dutzend Reformvorschläge, darunter die Beteiligung von Laien an der Auswahl von Bischöfen.
Die katholische Theologin und Professorin für Religionspädagogik, Agnes Wuckelt, forderte eine Weiterentwicklung der katholischen Lehre. Es müsse gelebte Praxis werden, dass auch in der katholischen Kirche unterschiedliche Meinungen und Einstellungen legitim seien. Die kirchliche Lehre habe sich über die Jahrhunderte ständig verändert. Wuckelt ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und selbst Delegierte des Synodalen Wegs. Sie arbeitet im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ mit.