Münster, Stuttgart (epd). Deutsche Bürgerinnen und Bürger lehnen einer Studie zufolge Menschen mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund nicht per se aufgrund von negativen Stereotypen ab. Bei ersten Eindrücken von Geflüchteten beeinflussten ein freundlicher Gesichtsausdruck und Attraktivität die Beurteilung der Zugewanderten stärker als ihr Flüchtlingsstatus, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Untersuchung von Forschern des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster.
„Die Annahme, dass etwa das Lächeln einer Zielperson keinen Einfluss hat, sobald sie als Geflüchteter identifiziert wurde, hat sich nicht bestätigt“, sagte der Psychologe und Mitautor der Studie Mitja Back. Spontane Abwertungen fänden sich vor allem bei Vertreterinnen und Vertretern des politisch rechten Spektrums.
Für die Untersuchung arbeitete er mit vier Fachkollegen der Universitäten Münster und Stuttgart am Exzellenzcluster zusammen. Dabei legten sie 900 Probanden deutscher Staatsangehörigkeit gut hundert standardisierte Personenfotos von Männern aus dem Mittleren Osten mit ihren natürlichen Gesichtsausdrücken vor, deren Sympathie sie bewerten sollten. „Unsere Ergebnisse zeigen keine pauschalen Abwertungen von Geflüchteten oder von Muslimen“, sagte Back. Alle Teilnehmenden reagierten demnach positiv auf freundliche Mimik und Attraktivität, unabhängig vom Grad einer politisch rechten Haltung.
„Wir konnten aber eine Abwertung feststellen, wenn die Menschen auf den Fotos zuvor als religiös ausgewiesen wurden, insbesondere als fromme Muslime“, erzählte der Forscher weiter. Doch selbst hier hätten Lächeln und Attraktivität einen größeren Effekt als die reine Gruppenzugehörigkeit gehabt.
Der Befund solle nicht alltägliche Diskriminierungserfahrungen relativieren, betonte der Wissenschaftler. Doch zeige sich, dass persönliche Kontakte das individuelle Kennenlernen und differenzierte Einschätzungen ermöglichten. Wenn ein geflüchteter Mensch im Erstkontakt etwa bei Auswahlgesprächen positiv wahrgenommen werde, verbessere dies auch seine sozialen und beruflichen Chancen, warb Back für mehr Begegnungen zwischen Deutschen und Zugewanderten.