Frankfurt a.M. (epd). Rund sieben Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen, also zum Beispiel in Teilzeit mit weniger als 20 Wochenstunden oder mit einem befristeten Anstellungsvertrag. Das sind 20,9 Prozent der insgesamt 33,4 Millionen abhängig Beschäftigten, wie aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zuerst hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) darüber berichtet.
Basis für die Daten sind Ergebnisse aus dem Mikrozensus 2020. Den größten Anteil unter den atypischen Beschäftigungsverhältnissen machen demnach Teilzeit-Beschäftigte aus, die nur bis zu 20 Wochenstunden arbeiten (4,4 Millionen). Darauf folgen Arbeitnehmer in befristeten Beschäftigungsverhältnissen (2,1 Millionen), geringfügig Beschäftigte (Minijobs; 1,9 Millionen) sowie Zeitarbeitnehmer (641.000). Die Statistikbehörde weist darauf hin, dass sich die Daten nicht aufsummieren lassen, da Beschäftigte auch mehreren Arbeitsverhältnissen nachgehen könnten.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hob die Risiken und Folgen atypischer Beschäftigungsverhältnisse für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hervor. Atypische Beschäftigung bedeute „unsichere Arbeit für Niedriglöhne“ oder eine Arbeit „ganz ohne ausreichende soziale Absicherung“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel am Freitag auf epd-Anfrage.
Dauerhaft atypisch Beschäftigte seien häufig von Altersarmut bedroht. In der Corona-Pandemie habe sich bei den Minijobs gezeigt, dass „Tausende Menschen“ ihre Arbeit verloren und „ohne Anspruch auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld in schlimmer Not gelandet“ sind, erklärte Piel. Sie forderte eine Sozialversicherungspflicht für Minijobs sowie die Abschaffung sachgrundloser Befristungen in Arbeitsverträgen.
Unterm Strich arbeiten laut der Linksfraktion 11,5 Millionen der 33,4 Millionen Beschäftigten nicht in Vollzeit-Normalarbeitsverhältnissen. Fraktionschef Dietmar Bartsch sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, jeder Dritte sei in Teilzeit oder prekärer Arbeit. Bartsch bezieht sich damit auf die rund sieben Millionen atypisch Beschäftigten, fügt aber noch die Zahl der Teilzeit-Beschäftigten hinzu, die mehr als 20 Wochenstunden arbeiten. Der Bundesamt-Statistik zufolge sind das 4,5 Millionen.
Bartsch forderte einen Rechtsanspruch auf eine Vollzeitstelle, die Abschaffung sachgrundloser Befristungen sowie eine Flexibilitätszulage für Leiharbeiter.