München (epd). Die Münchner Knigge-Trainerin Petra Marzin hält wenig von der inzwischen weitverbreiteten Ghetto-Faust als Corona-konforme Begrüßung. „Die Ghetto-Faust, die man jetzt bei vielen Politikern sieht, finde ich fürchterlich“, sagte Marzin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Faust habe etwas Angriffslustiges und etwas übertrieben Junggebliebenes. „Das passt einfach nicht zu jedem und auch nicht für jede Situation.“ Vom Ellenbogen- oder Fußcheck zeigte sich Marzin ebenfalls nicht überzeugt. Sie könne sich vorstellen, dass künftig viel über den Augenkontakt und ein Lächeln gemacht werde.
Welche Begrüßungsform sich nun zum Ende der Pandemie hin als Normalität durchsetzen wird, sei nun die große Frage. „Wir sind gerade in einer Übergangsphase“, betonte Marzin. Ob das Händeschütteln wieder in der Form zurückkommt wie vor Corona - da ist sich Marzin nicht so sicher. Sie könne sich durchaus vorstellen, dass das Händeschütteln weniger werde. „Man ist ja doch zurückhaltender geworden und hat durch Corona erst so richtig gemerkt, dass es nicht die hygienischste Begrüßungsform ist.“ Händeschütteln dürfe man übrigens höflich und guten Gewissens ablehnen, genauso wie ein „Du“, betonte Marzin.
Derzeit kehren viele Menschen in die Büros zurück, es gibt wieder mehr Treffen in Präsenz, auch größere Familienfeiern können wieder stattfinden. Bei der Begrüßung seien sich alle noch unsicher, weil sich noch keine Normalität etabliert habe, sagte Marzin. Um die Verlegenheit aufzulösen, könne man mit Humor reagieren oder einfach in der Gruppe fragen, wie man es nun handhaben wolle. „Da muss man einfach ein bisschen improvisieren, denn: Regeln sind nicht alles“, sagte Marzin. Was jedoch seit Corona nun völlig out ist: „Sich mit 40 Grad Fieber ins Büro zu schleppen.“ Das werde nicht mehr als Heldentat gesehen werden, sondern als grobe Unhöflichkeit.