Berlin (epd). Die seit drei Wochen im Berliner Regierungsviertel hungerstreikenden Klimaaktivistinnen und -aktivisten drohen mit einer Verschärfung ihres Protestes. Sollte das gewünschte Gespräch mit den Kanzlerkandidaten und der Kanzlerkandidatin von Union, SPD und Grünen nicht zustande kommen, will ein Teil der Gruppe in den sogenannten trockenen Hungerstreik treten, also auch die Aufnahme von Flüssigkeit verweigern. Der andere Teil der Gruppe wolle den Hungerstreik in diesem Falle abbrechen, kündigte das Unterstützerteam am Montag an.
Die Hungerstreikenden fordern ein öffentliches Gespräch mit Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) noch vor der Bundestagswahl. Als Termin dafür haben sie den kommenden Donnerstag, 19 Uhr, festgelegt.
Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein rief zu einem Ende der Aktion auf. „Ich verstehe den Nachdruck der Forderungen, trotzdem bitte ich eindringlich darum, mit dem Hungerstreik aufzuhören“, erklärte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Montag in Berlin. Er mache sich große Sorgen um die Gesundheit der Aktivistinnen und Aktivisten. Stäblein hatte am Samstag das Protestcamp in der Nähe des Kanzleramts besucht.
Das Gespräch mit den jungen Menschen habe ihn bewegt, sagte er: „Ich verstehe die Frustration darüber, dass nicht wirklich genügend passiert für den Klimaschutz. Wir müssen das Anliegen hören und handeln.“ Die Bewahrung der Schöpfung liege Christinnen und Christen am Herzen, erklärte der evangelische Bischof.
In der aktuellen Erklärung der Klimaaktivisten heißt es: „Sollten die drei Kanzlerkandidaten selbst nach fast vier Wochen Hungerstreik nicht einmal unserer Forderung nach Kommunikation nachkommen, dann steht für uns das Ergebnis fest: Die Politiker sind durchgefallen“.
Die Gruppe von ursprünglich sechs jungen Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren hatte den Hungerstreik am 30. August aufgenommen. Nach Angaben der Grünen-Pressestelle hatten Baerbock, Scholz und Laschet in der vergangenen Woche den Streikenden eine gemeinsame Botschaft übermitteln lassen. Demnach wären alle drei, „einzeln, persönlich und nicht öffentlich - nach der Wahl“ zu einem Gespräch bereit.
Die Hungerstreikenden wiesen in der vergangenen Woche das Angebot mit der Begründung zurück, es sei das Gegenteil dessen, was sie forderten. Ein Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit sei undenkbar: Auch „ein Gespräch nach der Wahl - die ja die Schicksalswahl ist, um die es uns geht - ist ausgeschlossen“.
Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert beobachtet Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Klima-Hungerstreik weiterhin mit Sorge. Einschalten will sich Merkel aber offenbar nicht.
Seit Montag werden die noch verbliebenen vier Klimaaktivisten von vier weiteren Menschen unterstützt, die in dem Camp in den solidarischen Hungerstreik getreten sind, wie eine Sprecherin der Initiative „Hungerstreik der letzten Generation“ mitteilte. Nach wie vor verweigerten auch Menschen in Hannover, Bonn und Schwerin bereits seit Wochen die Nahrungsaufnahme.