Fulda (epd). Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Montag in Fulda hat sich deren Vorsitzender Georg Bätzing zum Missbrauchsskandal in den Erzbistümern Hamburg und Köln geäußert. Er habe Verständnis für die Menschen, die von der Entscheidung Papst Franziskus enttäuscht seien, das Rücktrittsgesuch von Hamburgs Erzbischof Stefan Heße abzulehnen, sagte der Limburger Bischof.
„Viele haben etwas anderes erwartet“, sagte Bätzing. Papst Franziskus sei in seiner Beurteilung jedoch zu dem Schluss gekommen, dass keine willentliche Vertuschung vorliege. Die Beurteilung für das Erzbistum Köln liege noch nicht vor. Bätzing äußerte die Hoffnung, dass dies nicht mehr allzu viel Zeit in Anspruch nehmen werde.
Während ihrer viertägigen Herbstvollversammlung beraten die 68 katholischen Bischöfe bis Donnerstag (23. September) in Fulda. Coronabedingt tagen sie erneut im Stadtschloss. Ein Schwerpunkt ist die Aufarbeitung der Fälle von sexualisierter Gewalt. Diskutiert wird laut Bätzing über aktuelle Sachstände aus der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie).
Die Deutsche Bischofskonferenz will sich auch mit dem Verfahren zur Anerkennung des Leids von Missbrauchsopfern befassen, auf das sich die Bischöfe vor einem Jahr verständigt hatten, um Opfer von Missbrauch zu entschädigen. Bätzing, sagte, dieses Thema müsse man möglichst bald noch einmal betrachten. Dazu gehöre etwa die Bearbeitungsdauer, erläuterte er. Auch die Frage nach der Transparenz werde immer wieder gestellt. Besonders schwierig sei auch, dass die Verfahren teils auch zu Retraumatisierungen führten.
Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungen ist der Fortgang des innerkirchlichen Reformprozesses Synodaler Weg. Vom 30. September bis 2. Oktober tagt die zweite Synodalversammlung in Frankfurt am Main und am 9. Oktober beginnen die Vorbereitungen für die Weltbischofssynode in Rom. Bätzing sagte: „Wir wollen konkret handeln. Die Menschen sollen merken, dass sich Wesentliches verändert.“ Kirche sei die Einbeziehung aller.
Der Sprecher der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, forderte vor Beginn der Bischofskonferenz die Erneuerung der katholischen Kirche und das Festhalten am Synodalen Weg. Konkret verlangte er die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, die Anerkennung der Vielfalt von Lebensformen und die Gleichstellung von Männern und Frauen in der katholischen Kirche.
Auch die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Agnes Wuckelt, forderte den Zugang von Frauen zu allen Ämtern. Es sei ernüchternd, dass viele Frauen, auch im hohen Alter, der Kirche den Rücken kehrten. Die Kirche verließen zudem jene, deren homosexuelle Partnerschaft nicht anerkannt würde, ergänzte Susanne Ludewig von „Wir sind Kirche“.
„Wir erwarten gravierende Veränderungen, keine Schönheitsreparaturen“, sagte Andrea Keber von der Initiative Maria 2.0. Sonst werde es weiterhin dazu kommen, dass Menschen die katholische Kirche verließen.
Auf der Tagesordnung der Deutschen Bischofskonferenz stehen ferner die Wahlen der Mitglieder, der Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden sowie der Beraterinnen und Berater der 14 Kommissionen der DBK sowie der Unterkommissionen. Der Frauenanteil wird laut Bätzing, wenn alle Beraterinnen und Berater bestätigt werden, bei fast 40 Prozent liegen: „Das ist ein wichtiges Zeichen.“ Außerdem wird sich die Vollversammlung mit einer Neufassung der Leitlinien zur Jugendpastoral befassen.