Kassel (epd). Der Pfarrer Steffen Kern ist am Samstag bei einem Gottesdienst in Kassel in sein neues Amt als Präses des pietistischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands eingeführt worden. Der 48-jährige Theologe aus Baden-Württemberg tritt die Nachfolge des Pfälzers Michael Diener an, der sich nach elf Jahren nicht mehr erneut um das Präsesamt beworben hatte. In seiner Predigt rief Kern Kirchen und christliche Gemeinschaften auf, wieder zu „dienenden Bewegungen“ zu werden. Wenn dies gelinge, wäre das ein Segen für das Land - auch dann, wenn sie als Institutionen an Bedeutung verlieren.
Kern ist Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Als Buchautor und Redner, etwa bei der Evangelisation „proChrist“, ist er auch über Württemberg hinaus bekannt. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Kern bei dem Gottesdienst als eine der „führenden Stimmen im Pietismus“.
Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband versteht sich als freies Werk innerhalb der evangelischen Kirche. Mit etwa 90 Mitgliedswerken, Verbänden und theologischen Ausbildungsstätten ist er nach eigenen Angaben die größte eigenständige Bewegung innerhalb der EKD. Seine Ursprünge reichen bis in das Jahr 1888 zurück.
Der Pietismus gilt als wichtigste protestantische Frömmigkeitsbewegung (lat. pius: „fromm“) nach der Reformation. Er zeichnet sich unter anderem durch eine streng an der Bibel orientierte Lehre, eine Zentrierung des eigenen Lebens auf Jesus Christus und eine Priorität der Mission aus. Heute ist er Teil der modernen evangelikalen Bewegung.