Hamburg (epd). Die Corona-Pandemie hat viele Kinder und Jugendliche krank gemacht. So wurden 2020 deutschlandweit in den Krankenhäusern 60 Prozent mehr Mädchen und Jungen wegen Übergewicht behandelt als im Vorjahr, heißt es im Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK, der am Donnerstag in Hamburg vorgestellt wurde. Die Zahl junger Patienten mit Bulimie oder Magersucht nahm um fast zehn Prozent zu. DAK-Vorstandschef Andreas Storm forderte, dass die neue Bundesregierung noch im ersten Halbjahr 2022 einen „Aktionsplan Kindergesundheit“ erarbeiten müsse.
Während die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher im ersten Frühjahrs-Lockdown 66 Prozent unter den Wert des Vorjahres sank, stieg sie danach auf Rekordniveau an. Gleichzeitig wuchs die Zahl der stark Untergewichtigen um 35 Prozent. Nach einem Rückgang im ersten Lockdown um minus 19 Prozent verdoppelten sich die Fälle danach.
Bei den psychischen Erkrankungen blieb die Zahl der Klinikbehandlungen 2020 auf dem Niveau von 2019. Dabei wurden im Frühjahrs-Lockdown über 30 Prozent weniger junge Menschen aufgrund einer Verhaltensstörung behandelt, wogegen die Zahl im Winter-Lockdown um vier Prozent anstieg.
Die Corona-Maßnahmen hätten deutlich negative Effekte auf die Kinder- und Jugendgesundheit, sagte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Dies gelte vor allem in den Bereichen Körpergewicht und psychische Gesundheit. „Es wird noch lange dauern, bis wir zu einer Normalität zurückkehren können.“
Allgemein ging die Zahl der Krankenhausfälle von Kindern und Jugendlichen im Corona-Jahr 2020 um fünf Prozent zurück. Am deutlichsten war der Rückgang im ersten Lockdown mit einem Minus von 41 Prozent. Weniger stark war er im zweiten Lockdown mit einem Minus von zehn Prozent.
Für den DAK-Report wurden die Krankenhausdaten von knapp 800.000 Kindern und Jugendlichen untersucht, die bei der DAK versichert sind.