Mit einem Festakt in der Leipziger Thomaskirche hat die Evangelische Verlagsanstalt ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert. Der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Christoph Markschies, würdigte als einer der Festredner die Arbeit der EVA trotz aller Widrigkeiten in der DDR-Zeit. Die Veröffentlichung von religiöser und theologischer Literatur, Noten und Kunstbände, aber auch Kleinschriftentum und Gebrauchsliteratur habe "viel Beweglichkeit und Einfallsreichtum" im Umgang mit einer staatlich gelenkten Mangelwirtschaft und im alltäglichen Umgang mit Behörden" gefordert.
Die Arbeit, die die EVA unter den Bedingungen der DDR geleistet habe, sei mehr als nur die bloße Vorgeschichte der Verlagsexistenz nach 1989, unterstrich der Theologie-Professor. Auch der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hans Ulrich Anke, erinnerte an die wechselvolle Geschichte des Verlages, bei dem etwa unter dem SED-Regime jedes einzelne Buchprojekt eine existenzielle Herausforderung gewesen sei. Die Herausforderungen der Zukunft lägen indes in der digitalen Transformation, fügte er hinzu.
Der Bischof der Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, drückte als einer der Gesellschafter die Hoffnung auf eine lange Fortsetzung der erfolgreichen Verlagsgeschichte aus. Die EVA zählt nach eigenen Angaben zu den größten konfessionellen Verlagen im deutschsprachigen Raum. Mit bis zu 180 Neuerscheinungen pro Jahr versteht sich der Verlag als Vermittler und Brückenbauer zwischen Theologie und Gemeinden, aber auch zwischen Kirche und säkularer Öffentlichkeit.
Abschied vom Monopol
Zu den Publikationen zählen theologisch-wissenschaftliche Werke, christliche Belletristik sowie Biografien und Kalender. Seit 2016 beinhaltet das EVA-Angebot auch das Verlagsprogramm des evangelischen Monatsmagazins "chrismon" mit seinem Buch-, CD- und Kalenderprofil. Der Verlagssitz befindet sich in Leipzig.
Die Gründung der Evangelischen Verlagsanstalt GmbH 1946 geht auf Verhandlungen zwischen der Sowjetischen Militäradministration und der Kirchenleitung in Ostdeutschland zurück. Ziel war es, einen Zentralverlag für evangelische Publizistik zu schaffen. Einschneidende Veränderungen erlebte der Verlag in den 90er Jahren: Der einzige evangelische Kirchenverlag der DDR verlor nicht nur seine Monopolstellung, sondern sah sich auch einer publizistisch völlig neuen Situation mit anderen Marktbedingungen gegenüber, wie EVA-Geschäftsführer Sebastian Knöfel im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst erklärte. Sinkende Absatzzahlen, neue Konkurrenten auf dem westdeutschen Markt und die Auflösung des Berliner Hauptsitzes habe zu betriebswirtschaftlichen Einschnitten geführt.
Getragen wird die EVA vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) als Mehrheitsgesellschafter sowie der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM). Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd). Im Rahmen einer Neustrukturierung schied die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (EVLKS) 2020 als Gesellschafter bei der EVA aus.