"Wenn wir der Erzählung treu bleiben wollen, dass unsere Freiheit und Sicherheit am Hindukusch verteidigt wird, dann müssen wir dort gerade jetzt auch die Menschenwürde verteidigen", sagte Ulrich Lilie der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Diejenigen, die in Afghanistan Gefahr an Leib und Leben befürchten müssen, benötigten eine menschenwürdige Perspektive. "Darum brauchen wir einen deutschen Beitrag und müssen ein großes Kontingent an Afghanen bei uns aufnehmen", erklärte Lilie.
Nur so werde man dem Versprechen gerecht, "das wir diesen Menschen gegeben haben. Auch in Wahlkampfzeiten sollten wir den Mut dazu haben", sagte der Präsident der Diakonie Deutschland. Die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan stelle Deutschland zudem vor keine Probleme. Lilie kritisierte in diesem Zusammenhang Vergleiche mit dem Jahr 2015 als nicht angebracht. Damals waren fast eine Million Flüchtlinge ins Land gekommen. "Wir reden heute über ganz andere Zahlen, wahrscheinlich geht es zunächst um eher 50.000 Menschen", erklärte er. Der Prozess solle aber vorher europäisch abgestimmt werden - "damit wir es besser machen als 2015."
Das Hilfswerk "Brot für die Welt" fordert die Bundesregierung dazu auf, sich in Afghanistan für Zugänge für Hilfsorganisationen einzusetzen. Deutschland und die westlichen Staaten dürften sich jetzt nicht zurückziehen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen, erklärte die Organisation in Berlin. Dort, wo Menschen unter den Folgen von Dürre und Lebensmittelknappheit leiden, sei schnelle Hilfe nötig. Nach dem Vormarsch der Islamisten beschloss die Bundesregierung, auch Helfer deutscher Entwicklungsorganisationen auszufliegen.