Köln (epd). Kinder in Afrika sind besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen. Laut einem am Freitag von Unicef erstmals vorgelegten Klima-Risiko-Index für Kinder müssen vor allem Jungen und Mädchen in der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Nigeria, Guinea und Guinea-Bissau mit Ereignissen wie Dürren, Wirbelstürmen oder Überflutungen leben. Der Klimawandel und die damit zusammenhängenden Umweltbelastungen bedrohten die Gesundheit, Bildung und den Schutz der Kinder und setzten sie tödlichen Krankheiten aus, erklärte das UN-Kinderhilfswerk in Köln.
Weltweit leben den Angaben zufolge etwa eine Milliarde Kinder - fast die Hälfte der 2,2 Milliarden Mädchen und Jungen - in einem der 33 Länder, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels als „extrem stark gefährdet“ gelten. Sie seien dort mehreren klima- und umweltbedingten Gefahren und Belastungen ausgesetzt. Zudem seien sie besonders verletzlich aufgrund der unzureichenden Grundversorgung in den Bereichen Wasser und Sanitär, Gesundheit und Bildung. Es sei davon auszugehen, dass sich die Zahlen noch verschlechtern, wenn sich die Auswirkungen des Klimawandels beschleunigen.
„Das Leben der heutigen Kinder wird in erschreckend vielen Ländern bereits stark durch die Klimakrise bestimmt“, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. Es müsse mehr in die Anpassung der Lebensbedingungen von Kindern an die Veränderungen in ihrer Umwelt investiert werden.
Der Klima-Risiko-Index wurde gemeinsam mit „Fridays for Future“ zum dritten Jahrestag der globalen Klimastreikbewegung veröffentlicht. Der Bericht ist den Angaben zufolge die erste umfassende Analyse von Klimarisiken aus der Perspektive von Kindern. Die Auswertung aktueller Daten zeigt in einer globalen Rangliste, in welchen Ländern und in welchem Maße Kinder klima- und umweltbedingten Schocks wie Wirbelstürmen und Hitzewellen ausgesetzt sind.
Laut der Erhebung sind weltweit fast 600 Millionen Kinder, die in Küstenregionen oder an Flüssen leben, stark von Überschwemmungen betroffen. 600 Millionen Kinder leiden demnach unter Krankheiten wie Malaria, die in Folge der Erderwärmung zunehmen, 920 Millionen Kinder sind von Wasserknappheit betroffen. Eine Milliarde Kinder wächst in einer Umwelt auf, in der die Luft stark verschmutzt ist.
Der Bericht zeigt ein Missverhältnis zwischen den Ländern, in denen Treibhausgas-Emissionen erzeugt werden, und solchen, in denen Kinder unter den stärksten klimabedingten Auswirkungen leiden. Die 33 „extrem risikoreichen“ Länder seien nur für neun Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Zehn Länder verursachten zusammen fast 70 Prozent der weltweiten Emissionen, davon werde nur Indien als „extrem risikoreich eingestuft“.
Deutschland liegt in der Rangliste auf Platz 142 von insgesamt 163 analysierten Ländern. Kinder hierzulande seien demzufolge im weltweiten Vergleich weniger stark durch die Folgen von klima- und umweltbedingten Gefahren, Schocks und Belastungen betroffen.