Weimar (epd). Thüringens frühere Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hat vor einer weiteren Ausdünnung der Kirche im ländlichen Raum gewarnt. „Wenn die Ortsgemeinde immer weiter hinter überregionale Zusammenschlüsse zurückgestellt wird, versäumt Kirche einen Auftrag, den sie ganz klar vom Evangelium her hat: Gesellschaft, unabhängig von persönlichen Neigungen und Sympathien, zusammenzuhalten“, sagte die Pfarrerin der in Weimar erscheinenden mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ (Ausgabe zum 22. August). Nach ihrer Ansicht könne Ortsgemeinde als „Urgemeinde Jesu“ aber genau das leisten.
„Die Menschen können das Wort Strukturreform schon gar nicht mehr hören“, erklärte Lieberknecht. Sogenannte „Leuchtfeuer“, hinter denen sich lediglich eine Neustrukturierung der Verwaltung verberge, funktionierten nicht. Ihr fehle das „Brausen vom Himmel“, mit dem in der Apostelgeschichte im Neuen Testament das Pfingstwunder beschrieben wird. „Man muss die Menschen mögen. Es gibt sicher viel mehr, die man gewinnen könnte, wenn man sie nur anspricht“, zeigte sich die CDU-Politikerin überzeugt. Daher sei ihr um die Kirche nicht bange, solange es Christen gebe, die mit dem Leuchtfeuer des Evangeliums andere ansteckten.
Gerade junge Menschen für den Glauben zu begeistern, sei oft nicht leicht. „Ich habe Enkel und da meine Erfahrungen“, sagte sie der Kirchenzeitung. Diese gingen ihren eigenen Weg im Glauben und könnten auch auf manche Tradition verzichten. „Aber Heranwachsende brauchen einen festen Bezugspunkt. Kirche kann das bieten“, erklärte Lieberknecht.