Frankfurt a.M. (epd). Diakoniepräsident Ulrich Lilie fordert eine stärkere Förderung ökologischen Wirtschaftens in der Sozialbranche. „Wir haben die widersinnige Situation, dass es für Sozialunternehmen ökonomisch sinnvoller sein kann, Strom aus fossilen Energieträgern zu beziehen statt in eine Photovoltaikanlage oder in ein Blockkraftheizwerk zu investieren“, sagte Lilie dem Evangelischen Pressdienst (epd). Der Verbandspräsident besucht in dieser Woche Diakoniebetriebe in ganz Deutschland, die „Vorreiter bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ sind.
Gemeinnützige Sozialunternehmen müssten sich darauf verlassen können, dass sich ihr betriebliches Engagement für Umwelt und Klima auch rechnet, forderte Lilie. „Um das zu gewährleisten, müssen entsprechende Finanzierungsinstrumente entwickelt werden. Wir müssen dahin kommen, dass Investitionen etwa in energieeffiziente Immobilien von den öffentlichen Kassen refinanziert werden.“ So könne eine rasche Transformation zu umweltgerechten Sozialeinrichtungen gelingen.
Trotz der Finanzierungsschwierigkeiten haben nach Lilies Beobachtung schon etliche diakonische Betriebe - jedenfalls in Teilbereichen - auf nachhaltiges Wirtschaften umgestellt. So statte beispielsweise das Augustinum in München Tausende Beschäftigte mit ökologischer Dienstbekleidung aus. „Angestellte tragen künftig aus Holzfasern hergestellte Kleidung. Das ist hochwertige Ware, so dass sich die Beschäftigten auch gewürdigt fühlen“, hob der Präsident der Bundesdiakonie hervor.
Die Diakonie Herzogsägmühle in Oberbayern bilde in einem ökologischen Gartenbaubetrieb jedes Jahr knapp 50 Menschen in unterschiedlichen Berufen aus, von denen 90 Prozent anschließend in Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Der Diakoniebetrieb betreibe außerdem eine ökologische Viehwirtschaft, die an Restaurants in der Region Fleisch mit Naturland-Zertifikaten verkauft. „Es geht also hier, wie auch in anderen diakonischen Betrieben, nicht nur um ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch um soziale Nachhaltigkeit.“
Lilie schätzt die Bereitschaft des Sozialsektors zu einer ökologischen Wende als hoch ein. „In der Branche gibt es viele, die die sozialökologische Transformation wollen und sie auch mit mehr Geschwindigkeit als bisher in den eigenen Betrieben hinbekommen wollen.“