Dubai, Kabul (epd). Die radikal-islamischen Taliban sind am Sonntag in die afghanische Hauptstadt Kabul eingedrungen. Nur Stunden, nachdem mit Dschalalabad die vorletzte Großstadt des Landes kampflos an die Aufständischen gefallen war, marschierten die Islamisten von allen Seiten in Kabul ein, wie der TV-Sender Al-Dschasira berichtete.
In einer Erklärung versicherten die Taliban, ihre Kämpfer würden die Vier-Millionen-Metropole nicht mit Gewalt einnehmen. Die Verhandlungen über einen friedlichen Machtwechsel seien im Gange.
Das afghanische Präsidialamt rief die Einwohner zu Ruhe und Besonnenheit auf. Gleichzeitig wurden in der Hauptstadt Regierungsgebäude geräumt. Die US-Botschaft flog Personal mit Helikoptern zum Flughafen. Auch andere Botschaften bereiteten die Evakuierung ihrer Staatsbürger vor. Auch die Bundesregierung bereitet eine Evakuierung vor.
Am Samstag Abend war Masar-i-Scharif, im Norden des Landes, praktisch ohne Gegenwehr an die Taliban gefallen. Dort hatte die Bundeswehr ihr Hauptquartier. Die Aufständischen kontrollieren nun fast alle der 34 afghanischen Provinzen. Hunderttausende Familien sind aus den vor den Taliban eingenommenen Gebieten des Landes nach Kabul geflohen.