Bonn (epd). Der Niedergermanische Limes gehört künftig zum Unesco-Welterbe. Das hat das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation auf seiner Online-Sitzung am Dienstag beschlossen. Die ehemalige Grenze des Römischen Reiches erstreckt sich entlang des Rheins von Rheinland-Pfalz über Nordrhein-Westfalen bis zur niederländischen Nordseeküste. Archäologinnen und Archäologen aus den Niederlanden und Deutschland hatten den Antrag an die Unesco gemeinsam erarbeitet. Am Dienstag ist auch das mittelalterliche jüdische Erbe der sogenannten „SchUM“-Gemeinden von Mainz, Worms und Speyer als Weltkulturerbe anerkannt worden.
Der Niedergermanische Limes ist damit die 49. Unesco-Welterbestätte in Deutschland. Die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, gratulierte den Beteiligten. „Der Rhein als 'nasse' Außengrenze im Nordwesten des Römischen Reiches, ist bis heute die Lebensader, welche die auf die Römer zurückgehenden urbanen Zentren von Remagen über Bonn, Köln, Neuss, Krefeld und Xanten seit Jahrhunderten verbindet“, sagte die aus NRW stammende SPD-Politikerin.
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, erinnerte daran, dass sich entlang der ehemaligen Grenzanlage „einige der ältesten Zeugnisse der Grenzen des Römischen Reiches“ fänden. „Entlang des Rheins entwickelten die Römer Kastelle und Siedlungen, aus denen große Städte wie Köln, Bonn und Nijmegen erwachsen sollten“, erklärte sie. „Ihr Aufblühen verdanken sie der Tatsache, dass der Limes nicht der Abschottung, sondern immer auch dem Austausch zwischen Rom und seinen Nachbarn diente.“
Über 400 Kilometer lang war die Grenze zwischen der früheren römischen Provinz Niedergermanien und dem freien Germanien. Ein durchgehendes Bauwerk errichteten die Römer aber nicht. Die neue Welterbestätte setzt sich aus 44 Teilabschnitten von Remagen bis ins niederländische Katwijk zusammen. Die heutigen Überreste der Legionslager und Kastelle, Häfen, Aquädukten und Tempel seien für das Verständnis des Lebens am Limes von unschätzbarem Wert, hieß es.
Das Unesco-Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli online. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen und entscheidet jedes Jahr über die Aufnahme neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste. Derzeit stehen auf der Liste des Unesco-Welterbes mehr als 1.140 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern.