Frankfurt a.M. (epd). Die Unesco hat die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt und elf bedeutende Kurstädte Europas als Welterbe anerkannt. Zu den ausgezeichneten Kurstädten gehören in Deutschland das rheinland-pfälzische Bad Ems, Baden-Baden in Baden-Württemberg und Bad Kissingen in Bayern. Auf deutschem Boden liegen nach den Entscheidungen vom Samstag fortan 48 Welterbestätten.
Auf der Unesco-Liste stehen mehr als 1.100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Am Wochenende wurden weitere Eintragungen vorgenommen, neben den europäischen Kurstädten und der Mathildenhöhe bekamen neben weiteren Orten auch der Kulturraum der Leuchtturm von Cordouan in Frankreich, die Freskenzyklen aus dem 14. Jahrhundert in der italienischen Stadt Padua und die Transiranische Eisenbahn die Auszeichnung zuerkannt.
Das Unesco-Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli weitgehend digital, die Sitzung wird von der chinesischen Stadt Fuzhou aus geleitet. Dem Komitee lagen insgesamt fünf Bewerbungen mit deutscher Beteiligung vor. Die zunächst für Sonntag geplante Entscheidung über die Aufnahme des Donau-Limes wurde verschoben. Die Sitzung wird am Montag fortgesetzt. Am Dienstag soll über die Bewerbungen für den Niedergermanischen Limes entlang des Rheins zwischen niederländischer Nordseeküste und Rheinland-Pfalz sowie für das jüdische Erbe der „SchUM“-Stätten in Worms, Speyer und Mainz entschieden werden.
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, nannte die am Samstag ausgezeichnete Darmstädter Mathildenhöhe „ein weltweit herausragendes Beispiel visionärer Gestaltungskunst“. „Künstlerinnen und Architekten haben hier an der Nahtstelle von Jugendstil und Neuem Bauen Pionierarbeit geleistet“, sagte sie. Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) äußerte sich erfreut darüber, dass die Mathildenhöhe als Ort von „einzigartiger Bedeutung weltweit gewürdigt“ werde. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Künstlerkolonie eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst und Architektur in Europa und der Welt. Persönlichkeiten wie der Maler, Architekt und Designer Peter Behrens und Mies van der Rohe prägten den Ort.
Die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), würdigte angesichts der Auszeichnung der Kurstädte die internationale Zusammenarbeit bei der Bewerbung. Mit ihrer Kurtradition und ihren städtebaulichen Besonderheiten brächten die Städte „auf einzigartige Weise das Phänomen der europäischen Kurstadt zum Ausdruck“, sagte sie. Die Nominierung war gemeinsam von Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Österreich, Großbritannien und Nordirland sowie der Tschechischen Republik vorbereitet worden, die das gesamte Projekt koordinierte.
Das neue länderübergreifende Welterbe repräsentiert die bedeutendsten Kurstädte Europas, neben Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen in Deutschland sind das Spa in Belgien, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien, Baden bei Wien in Österreich, Bath in Großbritannien sowie Karlsbad, Marienbad und Franzensbad in der Tschechischen Republik. Diese Kurstädte wurden größtenteils um natürliche Mineralquellen herum gegründet und stellen zusammen ein außergewöhnliches Zeugnis für die europäische Kur dar, die ihre Blütezeit hauptsächlich vom frühen 18. Jahrhundert bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erlebte.