Wahlbehörde ernennt Linkspolitiker Castillo zum Wahlsieger in Peru

Wahlbehörde ernennt Linkspolitiker Castillo zum Wahlsieger in Peru

Berlin, Lima (epd). Mehr als sechs Wochen nach den Präsidentschaftswahlen hat die peruanische Wahlbehörde den Linkspolitiker Pedro Castillo zum Sieger ernannt. Castillo kam auf 50,1 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörde am Montagabend (Ortszeit) bekanntgab. Er liegt damit mit einer knappen Mehrheit von rund 44.000 Stimmen vor der Konservativen Keiko Fujimori. Die Stichwahl um das Präsidentenamt hatte am 6. Juni stattgefunden.

Fujimori sagte laut der Tageszeitung „La Republica“, sie erkenne das Wahlergebnis an, „weil es Gesetz ist“. Gleichzeitig erhob sie erneut Betrugsvorwürfe. Sie hatte versucht, Ergebnisse aus rund 800 Wahllokalen, in denen Castillo führte, für ungültig erklären zu lassen. Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der EU hatten indes erklärt, dass es keine gravierenden Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung gegeben habe.

Castillo von der Linkspartei Perú Libre verspricht ein Ende des neoliberalen Wirtschaftsmodells. Er will sämtliche transnationalen Verträge im Bergbau neu verhandeln und den Staat mit 80 Prozent an den Einnahmen beteiligen. Mit dem Geld will er das marode Gesundheitssystem sanieren und die Bildung verbessern. Castillo wuchs selbst in einer kleinbäuerlichen Familie in der Bergregion Cajamarca auf und arbeitete dort jahrelang als Lehrer.

Keiko Fujimori ist die Tochter des früheren autoritären Präsidenten Alberto Fujimori (1990-2000), der eine 25-jährige Haftstrafe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verbüßt. Sie gilt als Vertreterin der Elite und trat bereits dreimal bei der Stichwahl um das Präsidentenamt an. Die 46-Jährige ist in den Korruptionsskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht verwickelt und verbrachte insgesamt 16 Monate in Untersuchungshaft.

Peru leidet sehr unter der Corona-Krise. Die Infektionszahlen sind nach wie vor hoch. Zudem ist die Wirtschaft stark eingebrochen.