Berlin (epd). Der Deutsche Lehrerverband warnt davor, Schulen aus Datenschutzgründen die Nutzung digitaler Werkzeuge von kommerziellen Anbietern zu verbieten. „Datenschutz ist natürlich sehr wichtig, er sollte aber zu keiner grundsätzlichen Gefährdung des Bildungsauftrags führen“, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Viele Schulen hätten etwa für Videokonferenzen auf Microsoft Teams zurückgegriffen, als sie wegen der Corona-Pandemie auf Distanzunterricht umstellen mussten. Inzwischen seien die Lernplattformen der Länder zwar nachgerüstet, aber in Teams hätten sich bereits mehrere Zehntausend Lehrkräfte eingearbeitet.
Eine knappe Mehrheit von Datenschutzbeauftragten hatte sich auf der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern im vergangenen Jahr gegen den Einsatz der Microsoft-Software ausgesprochen, weil die Server in den USA stünden. „Es ist in der jetzigen Situation schwierig und problematisch, wenn man den Schulen jetzt ein bewährtes Arbeitsmittel wegnimmt wegen einer eher abstrakten Gefahr, ohne ihnen ein gleichwertiges alternatives System anzubieten“, sagte Meidinger. Er forderte eine Verlängerung der Übergangsfristen, solange die Gefahr bestehe, dass die Schulen wieder in den Distanzunterricht müssten.
Ähnlich äußerte sich Saar-Ministerpräsident Tobias Hans. „Der Datenschutz ist sehr wichtig, aber man kann ihn nicht über alles stellen“, sagte der CDU-Politiker den Funke-Zeitungen. Datenschutzrechtliche Regelungen hemmten die Digitalisierung der Schulen. „Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern hält uns der Datenschutz in Deutschland davon ab, Standardsoftware einzusetzen“, kritisierte der saarländische Regierungschef. Hans forderte einen Datenschutzgipfel von Bund und Ländern, um eine schnelle Digitalisierung der Schulen zu erreichen - „auch mit der Software, die auf dem Markt zur Verfügung steht“.