Leipzig (epd). Der designierte Militärbundesrabbiner, Zsolt Balla (42), will antisemitischen Vorurteilen und Diskriminierungen mit Bildung begegnen. „Viele junge Menschen, die überhaupt keinen Umgang mit jüdischen Menschen haben, sind anfällig für Antisemitismus“, sagte er dem Evangelischen Pressdienst (epd). Daher sei neben einem fortwährenden Dialog auch das Wissen über das Judentum und Religion überhaupt notwendig - auch in der Bundeswehr.
Balla soll am Montag in der Leipziger Synagoge in sein neues Amt eingeführt werden. Erstmals seit mehr als 100 Jahren gibt es damit in Deutschland eine jüdische Militärseelsorge. Balla ist Sachsens Landesrabbiner und Leipzigs Gemeinderabbiner.
„Wenn wir die bösen Stimmen gegen Juden und Jüdinnen und gegen andere Minderheiten isolieren, wird uns das Miteinander gelingen“, sagte der 42-Jährige. Bei der Bundeswehr will er im sogenannten Werteunterricht die Themen Religion und Ethik vermitteln. „Unser Ziel ist, dass die Soldaten das Judentum kennenlernen, die jüdische Geschichte“, sagte er. Das sei sehr wichtig. Denn was sich in der Geschichte ereignet habe, Judenhass und Judenverfolgung, dürfe sich in der Zukunft nicht wiederholen.
Balla zufolge sollte es selbstverständlich sein, dass Menschen jüdischen Glaubens in den deutschen Streitkräften dienen. „Wir wollen, dass die Bundeswehr die deutsche Gesellschaft spiegelt“, sagte der Rabbiner: „Wir müssen zu einer Normalität zurückkehren.“
Im entstehenden Militärrabbinat sollen bis zu zehn Stellen besetzt werden. Die genaue Zahl jüdischer Soldatinnen und Soldaten in Deutschland ist nicht bekannt, da die Angabe der Religionszugehörigkeit freiwillig ist. Schätzungen gehen von 150 bis 300 Menschen jüdischen Glaubens bei der Bundeswehr aus, insgesamt dienen knapp 184.000 Soldatinnen und Soldaten.