Berlin (epd). Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat mit Blick auf die hochinfektiöse Delta-Variante des Corona-Virus vor zu raschen Lockerungsschritten gewarnt. Die Länder sollten jetzt prüfen, ob die angekündigten Lockerungen nicht zu weit gingen, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). „Sie sollten außerdem die politische Größe haben, angekündigte Lockerungen wieder zurückzunehmen, wenn die Infektionszahlen durch die Delta-Variante wieder steigen sollten“, erklärte der Mediziner und verwies dabei auf das Beispiel der britischen Regierung.
Es sei zu erwarten, dass sich die Delta-Variante in Deutschland noch schneller ausbreite als die bisherigen Varianten, sagte Montgomery. Das Tückische bei dieser Variante sei, dass Infizierte sehr schnell eine sehr hohe Viruslast im Rachen hätten und damit andere anstecken könnten, bevor sie überhaupt merkten, dass sie sich infiziert hätten. Solange noch nicht genügend Menschen geimpft seien, müssten vor allem die Ansteckungsrisiken im Alltag reduziert werden. „Im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen Innenräumen sollten deswegen unbedingt weiterhin FFP2-Masken getragen werden“, mahnte der Vorsitzende des Weltärztebundes.
Die deutschen Amtsärzte mahnten angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante mehr Tempo beim Ausbau der Gesundheitsämter an. „Anderthalb Jahre nach Beginn der Pandemie stockt es zum Beispiel immer noch beim Personal“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Funke-Zeitungen. Im Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst seien 1.500 neue Stellen für medizinisches Fachpersonal bis Ende des Jahres vereinbart. Ein Großteil dieser Stellen sei jedoch noch nicht besetzt, kritisierte Teichert.