Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). In Myanmar soll in der kommenden Woche offiziell das Verfahren gegen die gestürzte De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi beginnen. Bis Ende Juni würden die Ausführungen der Anklage gehört, berichtete das Nachrichtenportal „Irrawaddy“ am Montag unter Berufung auf Suu Kyis Anwalt Khin Maung Zaw. Laut Gericht in der Hauptstadt Naypyidaw sei der Zeitplan für die Anhörungen auf insgesamt 180 Tage ausgelegt. Erst zum zweiten Mal durfte die Friedensnobelpreisträgerin seit ihrer Inhaftierung vor vier Monaten ihre Verteidigerinnen und Verteidigern treffen.
Suu Kyi war wenige Stunden nach dem Putsch durch das Militär am 1. Februar verhaftet worden. Erste Anklagen gegen die Politikerin wurden bereits kurz danach erhoben, später kamen neue Anschuldigungen hinzu. Dazu zählen der angebliche Besitz illegaler Funkgeräte, Verstöße gegen Corona-Auflagen während des Wahlkampfes 2020 sowie Verletzung von Staatsgeheimnissen. Juristisch am schwersten ist der Vorwurf der „Anstiftung zum Aufruhr“. Die Urteile könnten im August ergehen.
Nach Angaben ihres Anwaltsteams ist die 75-Jährige offenbar bei guter Gesundheit, hat aber um Lebensmittel und Medikamente gebeten. Unter der früheren Militärjunta hatte Suu Kyi mit Unterbrechungen 15 Jahre unter Hausarrest gestanden. Erst Mitte November 2010 war sie freigekommen.
Seit dem Putsch versinkt das südostasiatische Land im Chaos. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) wurden bisher mindestens 857 Menschen bei Protesten getötet. Mehr als 5.800 wurden festgenommen, die meisten sind weiter hinter Gittern.