Frankfurt a.M. (epd). In Flüchtlingsunterkünften in Deutschland zeichnet sich eine relativ geringe Impfbereitschaft ab. Die Corona-Impfquoten in den Einrichtungen bewegen sich aktuell zwischen 33 und 60 Prozent, wie ein Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Bundesländern ergab. Die mobilen Impfteams stießen auf recht große Skepsis, erklärten die zuständigen Landesministerien. Um Sprachbarrieren und kulturelle Hürden zu überwinden, werden die Impfteams vielerorts von Sozialarbeitern und Dolmetscherinnen unterstützt.
Teilweise lehnten muslimische Asylbewerber das Impfangebot ab, weil es in die Zeit des Fastenmonats Ramadan fiel, wie es hieß. Aber auch negative Medienberichte hätten Geflüchtete verunsichert - etwa mit Blick auf das Vakzin von Johnson & Johnson, das nur einmal verimpft werden muss und deshalb bei den Behörden für Impfungen in Flüchtlingsunterkünften eine gewisse Priorität hat. Bewohner von Flüchtlingsheimen gehören laut Coronavirus-Impfverordnung zur zweiten Priorisierungsgruppe. In der Gesamtbevölkerung liegt die Bereitschaft, sich gegen Covid impfen zu lassen, laut einer Erhebung des Robert Koch-Instituts bei etwa 73 Prozent.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung strebt nach eigenen Angaben an, allen Bewohnerinnen und Bewohnern von Flüchtlingsaufnahmeeinrichtungen des Landes bis Anfang Juni ein Impfangebot zu machen. Dazu seien den Einrichtungen mehrsprachige Materialien wie Poster, Flyer, Erklärvideos und Infos via QR-Code zur Verfügung gestellt worden, teilte das Düsseldorfer Flüchtlingsministerium mit.
In Hamburg liegt die durchschnittliche Impfbereitschaft in Erstaufnahmeeinrichtungen nach Auskunft der Innenbehörde bei knapp 50 Prozent. Die hessische Landesregierung bemüht sich laut eigener Aussage aktuell um eine Steigerung der Impfquote unter Geflüchteten. Bisher waren die Impfungen an zwei Standorten der Erstaufnahmeeinrichtungen angeboten worden. Dort wurden sie von 40 bzw. 46 Prozent der Bewohner angenommen, wie das Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte.
Die Corona-Impfbereitschaft unter Asylsuchenden in den sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen ist mit knapp 33 Prozent gering, wie es hieß - trotz der Hilfe von Dolmetschern und schriftlichem Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen.
In den Erstaufnahmeeinrichtungen in Niedersachsen begründeten Flüchtlinge ihre Impf-Zurückhaltung den Angaben nach häufig damit, dass sie in ihrem Umfeld keine schweren Krankheitsfälle erlebten. In Bayern kursiert laut Behörden das Gerücht, die Impfstoffe machten unfruchtbar. Im Freistaat nahmen nach den Angaben rund 60 Prozent der Flüchtlinge die Impfangebote an.
Auch in Baden-Württemberg gehe es darum, Falschinformationen aus der Welt zu schaffen. So befürchten manche Flüchtlinge negative Auswirkungen auf ihr Asylverfahren und eine nach einer Impfung erleichterte Abschiebung, wie das Innenministerium mitteilte.