Frankfurt a.M., London (epd). Menschenrechtler warnen vor einer dramatischen Hungersnot in Madagaskar. Im Süden der Insel drohten Tausende Menschen zu verhungern, und mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder hätten nicht genug zu essen, erklärte Amnesty International am Freitag in London. Wegen der schwersten Dürre in 40 Jahren müssten dringend koordinierte Hilfsmaßnahmen anlaufen, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.
Nach drei extrem trockenen Jahren leiden nach UN-Angaben 1,14 Millionen Menschen in Madagaskar unter schwerwiegendem Nahrungsmangel und 14.000 Menschen sind in einer katastrophalen Situation. Frauen und Kinder treffe der Hunger besonders, erklärte Amnesty. Viele Familien hätten ihr Hab und Gut verkaufen müssen. Jungen und Mädchen müssten arbeiten statt zur Schule zu gehen. Aus einigen Dörfern seien bereits Tote gemeldet worden, aber genaue Zahlen gebe es nicht. Bewohner berichteten, dass sie Kakteen und sogar Lehm äßen, um zu überleben.
Die Ernte dürfte in diesem Jahr nur halb so groß ausfallen wie in einem normalen Jahr, schätzt das Welternährungsprogramm. Die UN-Organisation hat die Staatengemeinschaft um 74 Millionen US-Dollar (61 Millionen Euro) für Soforthilfe in Madagaskar gebeten. Amnesty appellierte eindringlich an die wohlhabenden Länder, dem Inselstaat vor dem Südosten Afrikas beizustehen. Madagaskar mit seinen 28 Millionen Einwohnern leide auch stark unter dem Klimawandel. Verschlimmert wird die Lage durch die Corona-Pandemie.