Frankfurt a.M. (epd). Aus Sicht des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier müssen nach Ende der Corona-Pandemie Wunden geheilt werden. „Der Prozess der gesellschaftlichen Versöhnung wird länger dauern als die 15 Monate, die hinter uns liegen“, sagte Steinmeier am Sonntag in Frankfurt am Main vor Beginn des Gottesdienstes zum Abschluss des 3. Ökumenischen Kirchentages. Heilung der Wunden bedeute Wiederannäherung, „wo wir uns fremd geworden sind“.
„Wir haben erbittert gestritten - über Virus und Maskenpflicht, über Beschränkung und Lockerung, über Kita und Schule, über Impfstoffe und Impfreihenfolge“, bilanzierte der Bundespräsident. Bei vielen sei die Geduld erschöpft, die Nerven hätten blank gelegen. „Freundschaften sind zerbrochen, Familien entzweit, tiefe Risse gehen durch unsere Gesellschaft“, sagte Steinmeier.
Natürlich müsse aufgearbeitet werden. „Aber wir sollten uns nicht in der ehrgeizigen und schnellen Suche nach Fehlern und Schuldigen erschöpfen“, warnte das Staatsoberhaupt. „Die Zukunft, davon bin ich überzeugt, gewinnen wir nicht im unversöhnlichen Streit miteinander, nicht mit Abschottung, Rechthaberei und Gesprächslosigkeit. Wir müssen wieder Brücken bauen zwischen Menschen und Gruppen, die die Pandemie verfeindet hat“, sagte Steinmeier und fügte hinzu: „Wir müssen nicht alle einer Meinung sein - aber wir brauchen einander.“
Beim Abschlussgottesdienst des Kirchentages am Frankfurter Mainufer war die Besucherzahl wegen der Corona-Pandemie auf 400 begrenzt, Das ZDF überträgt live ab 10 Uhr.
Der Kirchentag fand seit Donnerstag weitgehend digital statt. Die rund 100 Veranstaltungen befassten sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen wie dem Klimaschutz und den Folgen der Corona-Pandemie, aber auch mit Fragestellungen aus dem kirchlichen Leben wie der Rolle der Frau in der katholischen Kirche, der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt sowie den Möglichkeiten gemeinsamen Abendmahls von Protestanten und Katholiken.