Frankfurt a.M. (epd). Zur Rettung der biologischen Vielfalt und des Klimas fordert der Umweltforscher Ernst Ulrich von Weizsäcker eine Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Klimaverträglicher Verkehr müsse rentabler werden als der klimaschädliche, sagte der 81-jährige Wissenschaftler am Samstag in einer Bibelarbeit auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main. Und eine Landwirtschaft, die von lebendigen Böden lebt, müsse dem Landwirt mehr einbringen als die Massenvergiftung der Böden, Insekten und vieler Pflanzen durch sogenannte Pflanzenschutzmittel.
Die Preise auf dem Markt müssten wenigstens angenähert die ökologische Wahrheit sagen, fügte Weizsäcker laut Redemanuskript hinzu: „CO2-Emissionen würden teurer, langsam genug, dass keine großen wirtschaftlichen Zusammenbrüche passieren. Aber schnell genug, dass das Klima massiv entlastet wird.“
Zudem hoffe er auf eine neue technische Revolution, sagte Weizsäcker: „Die Wissenschaft kann beweisen, dass man aus einer Tonne Erz oder aus zehn Kilowattstunden fünfmal soviel Wohlstand herausholen kann wie heute.“ Die heutige Ökonomie, die den Kern der derzeitigen politischen Entscheidungen ausmache, sei jedoch „immer noch blind bezüglich der riesigen ökologischen Krise“.
Preise alleine reichten allerdings nicht, betonte der Forscher: „Tierqual-Ställe und Massenantibiotika müssen schlicht verboten werden. Dann wird Fleisch teurer.“ Heute sei es so billig, „dass wir Deutschen soviel Schweinefleisch wegwerfen, wie es dem Lebendgewicht von vier Millionen Schweinen entspricht“, so von Weizsäcker in einer Bibelauslegung zu einer Stelle aus dem Johannesevangelium (9,1-12a) über die Heilung eines Blindgeborenen durch Jesus.