Trier (epd). Evangelische und katholische Theologen und Kirchenvertreter haben sich gegenseitig darin bestärkt, bei der Frage zur gegenseitigen Einladung zum Abendmahl und Eucharistie voranzukommen. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, warb für „mehr jesuanischen Mut zur Grenzüberschreitung“. Angesichts des großen Vertrauensverlustes, den die Kirchen gerade erlebten, sei es wichtig, in der Einheit der Kirche spürbare Fortschritte zu erzielen, sagte der Präses am Freitag bei einer Diskussionsveranstaltung in Trier anlässlich des Ökumenischen Kirchentags.
In der Debatte um das Abendmahl gehe es für ihn auch um Machtfragen: „Wer hat die Auslegungshoheit über die biblischen Texte und wer lädt ein? Christus oder doch die Kirche?“ Dabei könnten die Kirchen in der Abendmahlspraxis voneinander lernen. „Wir berauben uns viel, wenn wir nicht miteinander feiern können“, so der Präses der rheinischen Kirche.
Für den Trierer katholischen Bischof Stephan Ackermann gibt es eine „besondere Verpflichtung“ gerade gegenüber konfessionsverbindenden Ehen. Die Einladung an evangelische Christen zur Eucharistie sei aus seiner Sicht im Einzelfall auch katholisch „ohne schlechtes Gewissen“ inzwischen möglich und verantwortbar. Sein Bistum hatte zu der Gesprächsrunde eingeladen. „Wir müssen lernen, über die Grenzen der eigenen Konfession hinauszudenken“, erklärte der Bischof. Ackermann lobte die theologische Substanz des Papiers „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ eines Ökumenischen Arbeitskreises von evangelischen und katholischen Theologinnen und Theologen aus dem Jahr 2019 zum Thema.
Die katholische Theologieprofessorin Johanna Rahner, Mitautorin des Papiers, bedauerte die „zum Teil aggressive Rezeption“ nach Erscheinen unter anderem aus Rom. Sie warnte vor einer „katholischen Ideologisierung“ beim Thema Eucharistie und vor „Ablenkungsmanövern“, etwa dass die Einladung von Protestanten die Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche gefährde.
Für den Kirchengeschichtler und Luther-Forscher Volker Leppin sind die Schranken zwischen evangelischer und katholischer Kirche beim Verständnis des Abendmahls lange nicht mehr so präsent und verständlich wie früher. Nicht die Zulassung einer gegenseitigen Einladung zum Abendmahl sei daher heute zu erklären, sondern deren Verweigerung. Auch die evangelische Kirche müsse mehr „ökumenische Sensibilität“ zeigen, zum Beispiel beim Umgang mit Brot und Wein während und nach der Abendmahlsfeier, sagte Leppin, der ebenfalls Mitautor des ökumenischen Abendmahl-Papiers ist.