Frankfurt a.M. (epd). Der 3. Ökumenische Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt am Main ist mit einem Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt auf einem Parkhausdach eröffnet worden. Der Prior der Taizé-Kommunität, Frère Alois, rief in der Predigt zu einer Erneuerung der Kirchen auf: „Strukturveränderungen sind unerlässlich. Wir brauchen auch eine tiefe geistliche Erneuerung“, sagte er. Die Feier fand wie fast alle kommenden Veranstaltungen des Kirchentags wegen der Pandemie ohne Publikum statt und wurde auf der Internetseite www.oekt.de übertragen.
Die Corona-Pandemie zeige schmerzlich Grenzen auf, sagte Frère Alois. Der Glaube gebe jedoch die Hoffnung, dass Christen aus der Pandemie lernten, wie Geschwister untereinander zu teilen und mehr Menschlichkeit in die Gesellschaft zu bringen. Auch die geistliche Erneuerung der Kirchen komme nur gemeinsam voran. „Auf keinen Fall dürfen wir uns mit dem Skandal unserer Spaltungen abfinden“, betonte Frère Alois. „Christus ist eins.“ Als Beispiel verwies er auf die Kommunität in Taizé: „Wir erfahren, das der Heilige Geist uns schon zu einer lebendigen Gemeinschaft macht. Wo die Liebe ist, da ist Gott“, sagte Frère Alois.
Von „Hoffnungsgeschichten“ berichtete die Seelsorgerin an der Frankfurter Jugendkulturkirche, Julia Piretzis. In der Online-Seelsorge höre und lese sie die Sorgen von Jugendlichen und könne schon durch ihr offenes Ohr helfen. Die Krankenschwester Sandra Hofmann vom Frankfurter Markus-Krankenhaus berichtete, wie auch auf der Covid-19-Station Patienten und Pflegekräfte trotz Masken miteinander lachten. Die Kirchenälteste der Evangelisch Französisch-Reformierten Gemeinde in Frankfurt, Ambote Luzolo, regte an, auf Fremde zuzugehen und Vielfalt als Bereicherung zu verstehen.
Vor der Eröffnung warben die evangelische Kirchentags-Präsidentin Bettina Limperg und der katholische Präsident Thomas Sternberg für Solidarität und neues Vertrauen in die Demokratie. „Endlich geht es los! Wir sind überzeugt: Gerade jetzt ist der 3. Ökumenische Kirchentag von höchster Relevanz“, sagte Limperg. Das Leitwort sei auch ein Leitwort für die Krise. „Wir wollen hinschauen: Dahin, wo es weh tut, dahin, wo wir heilen können und dahin, wo wir handeln können.“
Laut Sternberg will der ÖKT dazu beitragen, der Gesellschaft aus der aktuellen Krise zu helfen: „Es gibt viel zu besprechen - und viel zu verteidigen in diesen Zeiten: die Demokratie an sich, die Notwendigkeit von Solidarität und die Relevanz der Religion in der säkularen Gesellschaft und für jede und jeden Einzelnen.“
Die beiden leitenden Geistlichen der Gastgeberkirchen bezeichneten die gemeinsamen Mahlfeiern als wichtigen Schritt der Annäherung. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sprach von einem „wirklichen ökumenischen Fortschritt und einem Paradigmenwechsel“. Der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hieß die Christen anderer Konfessionen „vorbehaltlos willkommen“. Man werde weiter über das Trennende zwischen den Konfessionen reden, um es zu überwinden.
Unter dem Leitwort „schaut hin“ finden auf dem ÖKT bis Sonntag rund 100 aus Frankfurt digital gesendete Veranstaltungen zu den Themen Glauben, Klimawandel, Frieden und gesellschaftliche Gerechtigkeit statt. Sie werden von mehr als 300 Aktionen und Gottesdiensten in ganz Deutschland begleitet. Das Programm ist auf oekt.de frei zugänglich.
Als besonderes ökumenisches Zeichen sollen am Samstagabend Christen gleich welcher Konfession an Abendmahlfeiern gegenseitig teilnehmen können. Vier konfessionelle Gottesdienste in Frankfurt und der Open-Air-Abschlussgottesdienst am Sonntag sind die einzigen Veranstaltungen, die mit Teilnehmern stattfinden. Das Christenfest wird gemeinsam vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag veranstaltet.
Nach den Angaben von ÖKT-Finanzvorstand Stephan Menzel kostet der weitgehend digitale Kirchentag rund 18 Millionen Euro, etwa ein Drittel weniger als ursprünglich geplant. Finanziell unterstützt wird er von den evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau und von Kurhessen-Waldeck, den katholischen Bistümern Limburg, Fulda und Mainz, dem Bund, dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt.