Frankfurt a.M. (epd). Zum Auftakt des 3. Ökumenischen Kirchentags hat der Prior der Taizé-Kommunität, Frère Alois, zu einer Erneuerung der Kirchen aufgerufen. „Strukturveränderungen sind unerlässlich. Wir brauchen auch eine tiefe geistliche Erneuerung“, sagte Frère Alois in einem Gottesdienst am Donnerstag auf einem Parkhausdach in Frankfurt am Main. Gestaltet wurde die Feier von Mitwirkenden der evangelischen und katholischen Kirche, der griechisch-orthodoxen und evangelisch-methodistischen Kirche. Der Gottesdienst fand wie fast alle Veranstaltungen des Kirchentags wegen der Pandemie ohne Publikum statt und wurde auf der Internetseite www.oekt.de übertragen.
Frère Alois erinnerte daran, dass Missbrauch von Schutzbefohlenen in der Kirche viel Vertrauen zerstört habe. „Heilung ist nur möglich, wenn wir zugeben, was geschehen ist“, und wenn die Kirchen die Stimmen der Opfer hörten.
Die Corona-Pandemie zeige schmerzlich Grenzen auf, sagte Frère Alois. Der Glaube gebe jedoch die Hoffnung, dass Christen aus der Pandemie lernten, wie Geschwister untereinander zu teilen und mehr Menschlichkeit in die Gesellschaft zu bringen. Die Kirche lebe im Miteinander des Teilens des Alltags. Auch die geistliche Erneuerung der Kirchen komme nur gemeinsam voran.
„Auf keinen Fall dürfen wir uns mit dem Skandal unserer Spaltungen abfinden“, betonte Frère Alois. „Christus ist eins.“ Bei der Kommunität in Taizé kämen Menschen verschiedener Konfessionen und Sprachen zum Hören auf das Wort Gottes und zum Lobpreis zusammen. „Wir erfahren, das der Heilige Geist uns schon zu einer lebendigen Gemeinschaft macht. Wo die Liebe ist, da ist Gott“, sagte Frère Alois.
Von „Hoffnungsgeschichten“ berichtete die Seelsorgerin an der Frankfurter Jugendkulturkirche, Julia Piretzis. In der Online-Seelsorge höre und lese sie die Sorgen von Jugendlichen und könne schon durch ihr offenes Ohr helfen. Die Krankenschwester Sandra Hofmann vom Frankfurter Markus-Krankenhaus berichtete, wie auch auf der Covid-19-Station Patienten und Pflegekräfte trotz Masken miteinander lachen könnten. Die Kirchenälteste der Evangelisch Französisch-Reformierten Gemeinde in Frankfurt, Ambote Luzolo, warb dafür, auf Fremde zuzugehen und Vielfalt als Bereicherung zu verstehen.
In Fürbitten gedachten die Präsidenten des Kirchentags, Bettina Limperg und Thomas Sternberg, den Kranken und Trauernden in der Corona-Pandemie, Verfolgten und Vertriebenen und den Opfern der Gewalt in Israel und Palästina. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Kasseler Ensemble SoulTrain gestaltet. Die musikalische Leitung hatte der Kantor für Popularmusik Peter Hamburger inne.
Unter dem Leitwort „schaut hin“ finden auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag bis Sonntag rund 100 aus Frankfurt digital gesendete Veranstaltungen zu den Themen Glauben, Klimawandel, Frieden und gesellschaftliche Gerechtigkeit statt. Als besonderes ökumenischen Zeichen sollen am Samstagabend Christen gleich welcher Konfession an Abendmahlfeiern gegenseitig teilnehmen können. Das Christenfest wird gemeinsam vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und Deutschen Evangelischen Kirchentag organisiert.