Berlin (epd). Nach dem islamistischen Attentat auf dem Berliner Breitscheidplatz 2016 haben die ehrenamtlichen Seelsorger offenbar zu wenig Unterstützung durch die Polizei erhalten. Das geht aus Aussagen des Beauftragten für Notfallseelsorge in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Justus Münster, im Berliner Amri-Untersuchungssauschuss hervor, wie der Berliner „Tagesspiegel“ (Samstag) berichtet.
Demnach war die Notfallseelsorge am Abend des Attentats zunächst mit 20 Kräften vor Ort. Die Seelsorger hätten allein an diesem Abend 50 Menschen betreut. Einen Einsatzleitwagen für Nachbesprechungen habe es nicht gegeben, berichtet der „Tagesspiegel“ nach Aussagen des Pfarrers am Freitag im Untersuchungsausschuss. Die Seelsorger wurden laut Münster zunächst „zumindest nicht offiziell“ darüber informiert, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe.
Zwar habe die Notfallseelsorge immer Kontakt zur Feuerwehr gehabt, doch im Kontakt mit der Polizei habe es damals große Defizite gegeben. So seien Seelsorgern bestimmte Zugänge vor Ort verwehrt worden. „Wir hätten mit der Polizei am Breitscheidplatz sehr viel enger zusammenarbeiten können“, sagte Münster laut „Tagesspiegel“. Die Notfallseelsorge betreute im Zusammenhang mit dem Terroranschlag demnach bis zu 500 Menschen.
Bei dem islamistischen Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche am 19. Dezember 2016 steuerte der tunesische Attentäter Anis Amri einen Sattelzug in eine Menschenmenge. Dabei wurden elf Menschen getötet und mehr als 60 weitere verletzt.