Berlin (epd). Ethikrats-Mitglied Wolfram Henn hat sich für vorrangige Impfungen für Schüler und Studierende ausgesprochen, bevor die Impfpriorisierung gänzlich aufgehoben wird. „Durch die medizinisch begründeten Priorisierungen sind wir jetzt weitgehend durch“, sagte der Humangenetiker der „Berliner Zeitung“ (Dienstag). Die meisten Hochrisikogruppen seien geimpft. „Jetzt brauchen wir eine sozial begründete Priorisierung“, sagte Henn.
Es sei an der Zeit, nun die Bevölkerungsgruppen in den Blick nehmen, die in ihren Lebenschancen durch die Beschränkungen am stärksten beeinträchtigt seien, erklärte er. Kinder und Jugendliche müssten durch die Corona-Beschränkungen die größten Langzeitschäden in ihrer Lebensperspektive hinnehmen. „Das ist die nächste Priorisierungsgruppe, die unbedingt kommen muss, bevor eine Impffreigabe für alle erfolgt“, forderte Henn.
Weiter gab das Ethikrats-Mitglied zu bedenken: „Bei einer bedingungslosen Freigabe wäre zu befürchten, dass dann die mit den besten Beziehungen vorrangig zum Zuge kämen.“ Bei allen Schwierigkeiten der vergangenen Monate sei man bisher ohne „Ellenbogen-Mentalität“ durch die Pandemie gekommen, es sei - von einigen Ausnahmen abgesehen - alles weitgehend transparent verlaufen. „Das sollten wir jetzt nicht aufgeben“, sagte Henn.
Wichtig sei auch, dass die Impfung der jüngeren Gesellschaftsgruppen so unbürokratisch wie möglich verlaufe. So sollten sich Studierende etwa nach Vorlage ihres Studierendenausweises bei der Hausärztin impfen lassen können, schlug Henn vor.