Rom (epd). Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio hat zu Gebetswachen für die Opfer des jüngsten Flüchtlingsunglücks vor der libyschen Küste aufgerufen. Angesichts der wiederholten Bootsunglücke sei es ihre "Pflicht, unsere Stimmen und Gebete zu erheben, damit unser Kontinent nicht durch schuldhafte Gleichgültigkeit befleckt wird und seinen Werten der Menschlichkeit und der Verteidigung der Rechte treu bleibt", teilte die Gemeinschaft am Sonntag in Rom mit.
Beim jüngsten Bootsunglück kamen vor der libyschen Küste mindestens 130 Menschen ums Leben. Die private Rettungsorganisation SOS Méditerranée hatte Alarm geschlagen, dass die Besatzung ihres Schiffes "Ocean Viking" am Donnerstag nach einem Notruf stundenlang nach einem Schlauchboot in Seenot gesucht habe. Schließlich hätten sich jedoch nordöstlich der libyschen Hauptstadt Tripolis nur noch Tote gefunden. In dem Schiff seien 130 Menschen gewesen, die versucht hatten, aus Libyen zu fliehen.
Im Gedenken an die Opfer dieses erneuten Unglücks veranstaltet Sant'Egidio am Montagabend in Rom und München sowie am Dienstagabend in Berlin Gebetswachen. Die katholische Gemeinschaft rief die internationale Gemeinschaft in diesem Zusammenhang auf, ein "schnelles und effizientes Seenotrettungsnetz zu reaktivieren, wie es das internationale Recht verlangt".
Überdies appellierte die Gemeinschaft mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen in libyschen Gefangenenlagern an die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, humanitäre Flüchtlingskorridore einzurichten. Sant'Egidio betreibt bereits ein von der Gemeinschaft der evangelischen Kirchen in Italien finanziertes Projekt, in dessen Rahmen einzelne Flüchtlinge nach Italien gebracht werden.