Genf, Brazzaville (epd). Die Weltgesundheitsorganisation hat die reichen Länder zur Lieferung überschüssiger Covid-19-Impfdosen an arme Länder aufgefordert. Die reichen Länder könnten so zu einer gerechten Verteilung der Vakzine gegen die Krankheit beitragen, betonte WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti, am Donnerstag während einer Videopressekonferenz in Brazzaville.
Weltweit seien bislang mehr als 600 Millionen Impfdosen ausgeliefert worden. Davon seien nur zwei Prozent in Afrika verimpft worden, kritisierte Moeti. Zwar hätten die meisten Länder Afrikas bereits Vakzine erhalten, aber nur in geringen Mengen. Zehn Staaten Afrikas hätten bereits zwei Drittel ihrer Bestände an Impfstoffen verbraucht.
Moeti lobte die Gesundheitsbehörden und das medizinische Personal in Ghana, Ruanda und Angola. Die Verantwortlichen hätten ihre Vakzin-Bestände zügig verimpft. Die Länder Afrikas beziehen die meisten Impfdosen kostenlos durch das Programm Covax, in dem die Weltgesundheitsorganisation eine führende Rolle spielt.
Die WHO-Regionaldirektorin wies auch auf den Mangel an Impfstoffen gegen andere Krankheiten hin. Fast 17 Millionen Kinder hätten zwischen Januar 2020 und April 2021 keine Impfung gegen die Masern erhalten. Die Grenzsperren, Transportbeschränkungen und Betriebsschließungen im Zuge der Corona-Pandemie verursachten den Mangel.
In Afrika leben rund 1,3 Milliarden Menschen. Auf dem Kontinent wurden laut WHO bislang 4,5 Millionen Covid-19-Fälle erfasst. Rund 118.000 Menschen seien an oder mit der Krankheit gestorben.
Im Covax-Programm haben sich mehrere internationale Organisationen wie die WHO, das Kinderhilfswerk Unicef und die Impfallianz Gavi zusammengeschlossen, um eine gleichmäßigere Verteilung von Corona-Impfstoffen zu gewährleisten. Fast alle Länder beteiligen sich an dem Programm.
Insgesamt will Covax in diesem Jahr rund zwei Milliarden Impfdosen gegen Covid-19 ausliefern, die meisten davon sind für Entwicklungsländer bestimmt. Allerdings händigte Covax bislang erst 40,5 Millionen Dosen aus. Covax braucht dringend weitere Gelder und seine Verantwortlichen klagen über Lieferengpässe in der Pharmaindustrie. Das WHO-Regionalbüro Afrika hat seinen Sitz in Brazzaville.