Köln (epd). Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln wirft der Bistumsleitung vor, die Basis bei der Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche zu wenig einzubeziehen. Die Vorstellung des Missbrauchsgutachten des Erzbistums Köln liege vier Wochen zurück "und wir merken gerade, dass wir nicht vorankommen", sagte der Vorsitzende des Gremiums, Tim-O. Kurzbach, auf der Vollversammlung am Wochenende in Köln. "Wir laufen derzeit als Basis mit unseren Fragen und Anliegen gegen eine Gummiwand."
In Beschluss forderten die Mitglieder eine Diözesansynode, bei der alle Akteure im Erzbistum beteiligt werden sollen. Dazu gehören ihrer Ansicht nach auch die Räte, Verbände und Gruppierungen der katholischen Frauen. Der Beschluss trägt den Titel "Ein neuer Aufbruch muss her - eine Diözesansynode öffnet neue Wege der Zusammenarbeit und der Kommunikation!".
"Die Diözesansynode soll einen verbindlichen Rahmen für die Zukunft des Bistums schaffen und die systemischen Ursachen für Missbrauch, welche die MHG-Studie benennt, thematisieren", erklärte Kurzbach. Dabei solle die Synode gemeinsam geleitet werden. "Natürlich sind wir auch für Vorschläge einer angepassten Form einer solchen Synode offen, der Synodale Weg wäre da ein gutes Beispiel", sagte der Vorsitzende des Diözesanrates. Er schlug die Einrichtung einer paritätisch besetzte Arbeitsgruppe vor, die die Sondersynode vorbereiten soll.
Der Kölner Strafrechtler Björn Gercke hatte am 18. März Ergebnisse über den Umgang mit Missbrauchsfällen in der Leitung des Erzbistums Köln von 1975 bis 2018 vorgestellt. Mehrere Bischöfe, darunter die ehemaligen Erzbischöfe von Köln, Joachim Meisner und Joseph Höffner, und weitere Hauptverantwortliche waren darin belastet worden, Missbrauch vertuscht und die Täter geschützt zu haben.
Der Diözesanrat berät nach eigenen Angaben Erzbischof Woelki und die Diözesanverwaltung. Das Gremium aus Vertretern von Laien und Klerikern vermittelt bei Konflikten und fördert die Arbeit der 15 Dekanatsräte und 170 Pfarrgemeinderäte im Erzbistum sowie die gewählten Gremien in den Seelsorgebereichen und Pfarrverbänden.