Göttingen (epd). Menschenrechtler sind alarmiert über die Eskalation der Gewalt in Myanmar. Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) zeigte sich am Donnerstag äußerst besorgt über die Lage in den vorwiegend von ethnischen Minderheiten bewohnten Staaten Kachin, Shan und Karen. Demnach berichteten Augenzeugen von Luftangriffen mit etlichen Toten. Auch seien viele Menschen vor der Gewalt geflüchtet. Nach dem Putsch nutze die Militärjunta "offenbar die eskalierende Lage im ganzen Land auch dafür, wieder mit aller Härte gegen Widerstandsgruppen vorzugehen", warnte die GfbV-Referentin für die Prävention von Genozid, Jasna Causevic. Das geschehe ohne Rücksicht auf Zivilisten.
Seit dem Militärputsch vom 1. Februar gibt es in allen Teilen des südostasiatischen Landes fast täglich Proteste. Unterdessen gehen Soldaten und Polizisten mit zunehmender Brutalität gegen alle vor, die sich an Aktionen des zivilen Ungehorsams beteiligen. Laut der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden seitdem mindestens 715 Menschen getötet. Erst am Dienstag hatte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, vor einem Bürgerkrieg in Myanmar gewarnt. Der dortige Konflikt drohe wie in Syrien 2011 außer Kontrolle zu geraten.
Bewaffnete Konflikte zwischen Myanmars Armee und Rebellen, die für mehr Autonomie in den von ethnischen Minderheiten bewohnten Bundesstaaten kämpfen, gibt es teils seit Jahrzehnten. Nach dem Putsch haben sich die Kämpfe in den Grenzregionen erneut verschärft. Einige der über 20 Rebellengruppen Myanmars hatten zudem erklärt, sich auf die Seite der demonstrierenden Bevölkerung zu stellen. Allein im östlichen Bundesstaat Karen wurden durch Luftangriffe des Militärregimes seit Ende März mindestens 20.000 Bewohner vertrieben. Diese harren laut lokalen Organisationen im Innern des Staates aus, während Tausende weitere über die Grenze nach Thailand flohen.
"Die internationale Gemeinschaft und Deutschland dürfen nicht tatenlos dabei zusehen, wie in Myanmar ein verheerender Bürgerkrieg angezettelt wird", sagte Causevic. Auch weitere Menschenrechtler haben die Handlungsunfähigkeit des UN-Sicherheitsrates kritisiert. Die Kritiker fordern ein globales Waffenembargo gegen Myanmars Generäle.