Dillenburg, Mainz (epd). Die im hessischen Dillenburg ansässige Firma CoviMedical hat die Arbeit ihrer bundesweit mehr als 60 Corona-Testzentren drastisch eingeschränkt, weil ihr entstandene Kosten für das Testmaterial nicht schnell genug erstattet werden. Wer bereits einen Testtermin erhalten habe, könne diesen noch wahrnehmen, teilte ein Unternehmenssprecher am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Die Vergabe neuer Testtermine sei jedoch in den meisten Teststellen vorerst eingestellt worden. Das Unternehmen betreibt unter anderem Testzentren in Mainz, Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden.
Bislang konnten in den Testzentren des Unternehmens durchschnittlich 20.000 Bürgerinnen und Bürger täglich einen kostenlosen Corona-Schnelltest vornehmen lassen. CoviMedical hat nach eigenen Angaben knapp 1.100 Mitarbeiter, darunter viele Beschäftigte der Veranstaltungsbranche, die in der Krise arbeitslos wurden. Das Unternehmen stehe nicht vor der Insolvenz und könne alle Beschäftigten weiter bezahlen. Allerdings könne vorerst kein neues Testmaterial mehr eingekauft werden, und die Lagerbestände seien mittlerweile an fast allen Standorten aufgebraucht.
Bereits am Donnerstag hatte CoviMedical vor einem drohenden Stillstand gewarnt. "Wir tun alles, um Teil der Lösung zu sein", erklärte Firmengründer Christoph Neumeier. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte am Freitag in Berlin, die Probleme privater Test-Anbieter seien bekannt. Daher sei an die Stelle einer quartalsweisen bereits eine monatliche Abrechnung getreten. Auch Abschlagszahlungen seien möglich.
Die Refinanzierung der flächendeckenden Corona-Tests für die Bevölkerung wird über die jeweils zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) abgewickelt. Die KV Hessen teilte dem epd mit, es gebe aktuell "an keiner Stelle einen Zahlungsverzug". Mit über 600 Teststellen sei das Angebot in Hessen aktuell auch für den Fall eines zeitweiligen Ausfalls einzelner Anbieter groß genug.
Das rheinland-pfälzische Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) appellierte unterdessen, die Erstattung der Kosten weiter zu beschleunigen. LSJV-Präsident Detlef Placzek sagte dem epd, er habe CoviMedical als Ausnahme auch Unterstützung aus den Materialbeständen des Landes angeboten, um eine Zwangspause abzuwenden.
Bei den anlasslosen Coronatests für alle Bürger organisieren die Länder das Material für die Teststellen von Kommunen und Hilfsorganisationen. Private Anbieter, darunter viele Arztpraxen und Apotheken, sind dafür selbst verantwortlich. Der Bund erstattet Materialkosten von jeweils bis zu sechs Euro pro Test sowie zwölf Euro für die Testabnahme und die Ausstellung einer Bescheinigung.