Frankfurt a.M. (epd). Corona stellt nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) eine gewaltige Herausforderung für die Einrichtungen der stationären Jugendhilfe dar. Das zeige sich auch daran, dass es einen unterschiedlichen Umgang mit der Frage gebe, wie der regelmäßige Kontakt der Kinder zu ihren Eltern trotz der Pandemie aufrechterhalten werden kann, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin Martina Huxoll-von Ahn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Hier müsse die Politik dringend für einheitliche Vorgaben sorgen.
Leider sei der regelmäßige Kontakt von betreuten Kindern zu ihren Eltern nicht immer gewährleistet. "Die Pandemie hat zu großer Unsicherheit geführt. Die Einrichtungen wissen ja nicht, ob die Mädchen und Jungen womöglich infiziert zurückkommen", sagte Huxoll-von Ahn. Klar sei aber: Die Kinder müssten in bestimmten Rhythmen zu ihren Eltern nach Hause können.
Doch sei das eben keine Selbstverständlichkeit. "Weil die Kinder- und Jugendhilfe in der kommunalen Selbstverwaltung liegt, gibt es kein einheitliches Vorgehen." Es habe im ersten Lockdown eine völlig unterschiedliche Praxis gegeben. "Da braucht es dringend klare und einheitliche Vorgaben."
"Wir müssen uns ganz genau anschauen, wie reagiert wurde und wo tatsächlich auch vermeidbare Fehler gemacht wurden, die letztlich zulasten der Kinder und Jugendlichen und deren Eltern gingen", sagte Huxoll-von Ahn. Noch fehle es aber an gezielten Untersuchungen zu einer abschließenden Bewertung.
Die Betreuung der Kinder und Jugendlichen in den Einrichtungen sei trotz Lockdown durchgehend gewährleistet. "Doch Schwierigkeiten gibt es auch dort", sagte sie. Zum Beispiel, wenn die Schule ausfalle oder nicht im Präsenzunterricht stattfinde. "Dann stehen die Mitarbeiter vor ganz anderen Aufgaben. Denn normalerweise sind ja die Kinder in der Schule oder in den Kitas."
Die Jugendämter pochten darauf, dass die Betreuung verlässlich sichergestellt sei. "Vor Ort geht das oft nur mittels Überstunden. Oder man erhöht die Gruppengrößen. Die Träger bekommen das aber hin", so die Expertin.
Wie sich die Jugendhilfe künftig besser auf solche Ausnahmesituationen einstellen könne, sei noch unklar. Es gebe bislang keine aussagekräftigen Untersuchungen. Bislang sei lediglich nachgewiesen, dass Kinder aus belasteten Familienverhältnissen besonders von der Pandemie betroffen seien. "Sozial ohnehin schon abgehängte Familien geraten wegen fehlender Hilfen schnell noch weiter ins Hintertreffen."
Huxoll-von Ahn rügte, dass zu wenig mitgedacht werde, was Kinder sonst noch brauchten neben Kitas und Schulen: etwa Sport, Jugendarbeit und Freizeitangebote. Hier brauche es künftig speziellere Angebote, um die sich abzeichnenden Langzeitfolgen der Krise zu stemmen: "Viele Kinder zeigen Verhaltensauffälligkeiten, viele haben motorische Störungen wegen des eklatanten Bewegungsmangels."
epd db