Frankfurt a.M., Khartum (epd). Die Vereinten Nationen haben ein sofortiges Ende der Kämpfe in der sudanesischen Krisenregion Darfur gefordert, bei denen in den vergangenen Tagen Dutzende Menschen getötet wurden. Der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, der Deutsche Volker Perthes, begrüßte am Dienstagabend die Ausrufung des Notstandes in der Region. Er rief die Regierung dazu auf, die sichere Lieferung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Seit dem Ausbruch neuer Gewalt am 3. April wurden in West-Darfur den UN zufolge mindestens 40 Menschen getötet und 58 verletzt.
Auslöser der Gewalt waren Schüsse von Unbekannten auf Männer der Masalit-Volksgruppe, die auf dem Weg in die Stadt Al Geneina waren. Bei anschließenden Kämpfen kam es laut UN zu Angriffen auf Zivilisten. Am Wochenende hatte die Regierung den Notstand verhängt. Der UN-Sonderbeauftragte Perthes forderte, die Verantwortlichen für die Gewalt zur Rechenschaft zu ziehen. Er kündigte an, zusätzliche Mitarbeiter und Hilfsgüter zur Verfügung zu stellen. Tausende Menschen seien durch die neuen Kämpfe vertrieben worden.
In Darfur kommt es seit Jahren immer wieder zu Konflikten zwischen arabisch-stämmigen Gruppen und den Masalit. Im Januar waren in West-Darfur mindestens 160 Menschen getötet worden.
Die Regierung des früheren sudanesischen Machthabers Omar al-Baschir hatte arabische Milizen, die Dschandschawid, unterstützt. Er wird für einen Völkermord in Darfur verantwortlich gemacht, bei dem zwischen 2003 und 2008 Schätzungen zufolge 300.000 Menschen ermordet wurden.
Als Reaktion auf die Gewalt war die UN-Friedenstruppe Unamid gegründet worden, deren Mandat aber nach rund 13 Jahren Ende 2020 endete. Eine neue unbewaffnete UN-Mission soll die derzeit im Sudan amtierende Übergangsregierung unterstützen. Im vergangenen Jahr wurden mit einigen Rebellengruppen in Darfur Friedensverträge geschlossen.