Berlin (epd). Der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn hat Christen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit antijüdischen Einstellungen aufgerufen. Die innerkirchliche Debatte über Antisemitismus einzelner christlicher Akteure stehe erst am Anfang, sagte Salzborn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der habilitierte Sozialwissenschaftler ist seit August 2020 Antisemitismusbeauftragter des Berliner Senats.
Auf institutioneller Ebene gebe es in der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihren Gliedkirchen schon einige Bemühungen, wie etwa die Einsetzung von Antisemitismusbeauftragten, offizielle Papiere gegen christlichen Judenhass, die auch christliche Fehldeutungen des Alten Testaments selbstkritisch hinterfragen, oder christlich-jüdische Dialogformate. Dennoch sehe er auf "der strukturellen Ebene" wie auf der Ebene einzelner Akteure noch Entwicklungspotenzial.
So stehe "die für die EKD sicher schmerzhafte Diskussion über den Antijudaismus in der Luther-Bibelübersetzung" erst am Anfang, sagte Salzborn weiter. Dies gelte auch für die Debatten über Antisemitismus einzelner christlicher Akteure, "die sich über den Umweg des antiisraelischen Antisemitismus in Verbindung mit christlich-antijüdischen Stereotypen immer wieder antisemitisch positionieren".