Osnabrück (epd). Zum Ende der deutschen Aufnahmeaktion für Flüchtlinge von den griechischen Inseln hat die Organisation Pro Asyl ein neues Programm verlangt. Es sei "völlig verantwortungslos", die Flüchtlinge dort ohne Perspektive zurückzulassen, sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). "Die griechischen Inseln werden zu Freiluft-Gefängnissen." Dort würden Schutzsuchende ohne Zugang zu Asyl und ohne Rechtsschutz sitzen gelassen.
Die Flüchtlingsorganisation fordert, dass die Bundesregierung die Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland verstärkt fortsetzt: "Das Programm muss erweitert werden und sollte nicht nur die anerkannten Flüchtlinge, sondern alle Angekommenen umfassen." Am Mittwoch sollte laut Pro Asyl einer der letzten Flieger mit Flüchtlingen aus dem Aufnahmeprogramm in Deutschland landen.
Nach dem verheerenden Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos vor mehr als einem halben Jahr hatte sich die Bundesregierung im September 2020 darauf verständigt, das Aufnahmeprogramm aus Griechenland zu erweitern und weitere 1.553 Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen. Dies ist weitgehend geschehen.
Nach Angaben von Pro Asyl sind inzwischen einige Tausend Flüchtlinge aus Kriegsregionen in Griechenland gestrandet. Sie könnten wegen des EU-Türkei-Abkommens nicht nach Europa kommen, aber auch nicht in die Türkei zurückgebracht werden, weil die Türkei nicht sicher sei und Schutzsuchenden kein Asyl biete. Insbesondere Afghanen, die größte Gruppe, würden dort vor der Illegalität stehen.
Die Corona-Pandemie hat nach Burkhardts Ansicht die Flüchtlingsfrage völlig in den Hintergrund gedrängt. "Die Welle der Empörung über die Verletzung der Menschenrechte wird politisch nicht mehr wahrgenommen", kritisierte der Pro-Asyl-Geschäftsführer.