Berlin (epd). Die Diakonie bekräftigt ihre Forderung nach einem Umbau der Sozialsysteme. Nach 15 Jahren Hartz IV sei es Zeit für einen Neuanfang, erklärte das Diakonie-Vorstandsmitglied für Sozialpolitik, Maria Loheide, am Montag in Berlin. Dazu veröffentlichte das evangelische Sozialwerk ein eigenes Konzept mit dem Titel "Existenzsicherung neu denken - Hartz IV überwinden".
Mit dem neuerlichen Vorstoß reagierte die Diakonie auf den in der vergangenen Woche vorgestellten Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. Der Bericht zeige, dass sich Armut in Deutschland verfestigt habe, sagte Loheide. "Wer am Rande der Gesellschaft steht, hat kaum eine Chance, sozial aufzusteigen." Die derzeitigen Hilfen böten den meisten Menschen keinen Ausweg aus ihrer prekären Situation. "Das ist ein Armutszeugnis für die Politik und das System von Hartz IV", sagte die Sozialexpertin.
Zwar habe sich der Arbeitsmarkt positiv entwickelt. Doch für zwei Drittel der Menschen, die in Armut leben, gebe es kaum Besserung: Nach fünf Jahren seien sie immer noch arm, weil sie entweder keinen Job fänden oder für einen Niedriglohn arbeiteten.
"Menschen, die in Armut leben, brauchen eine echte Perspektive", betonte Loheide. Hartz IV setze auf Kontrollen und Sanktionen, ein Wunsch- oder Wahlrecht bei Integrationsmaßnahmen gebe es kaum. Eine gute Existenzsicherung unterstütze, fördere und verbessere die Situation der Betroffenen. Es ermögliche ihnen ein Leben in Würde und mit sozialer Teilhabe, erklärte die Diakonie.