Osnabrück (epd). Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat der Fleischwirtschaft in den aktuellen Verhandlungen um einen branchenübergreifenden Tarifvertrag mit Streiks gedroht. "Wir sehen bislang null Bewegung auf der Seite der Arbeitgeber. Wenn das so bleibt, können wir auch anders", sagte NGG-Verhandlungsführer Freddy Adjan der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) vor der am Montag beginnenden nächsten Verhandlungsrunde. Der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft verwies auf einen ersten Warnstreik in dieser Woche in einem kleineren Schlachthof in Bayern. "Wir haben auch kein Problem damit, größere Schlachthöfe lahmzulegen."
Am Montag kommen Vertreter der deutschen Fleischwirtschaft und der Gewerkschaft zur mittlerweile dritten Verhandlungsrunde zusammen. Die Gewerkschaft fordert einen dreistufigen Mindestlohntarifvertrag für die etwa 160.000 Beschäftigten der Branche. Das Einstiegsgehalt soll demnach bei 12,50 Euro pro Stunde liegen und nach kurzer Einarbeitungszeit auf 14 Euro steigen. Facharbeiter sollen mindestens 17 Euro in der Stunde erhalten. "Wir wollen Schluss machen mit Hungerlöhnen für Knochenjobs", sagte Adjan.
Ziel der Gewerkschaft ist es, den Tarifvertrag nach Abschluss durch das Bundesarbeitsministerium für allgemeinverbindlich erklären zu lassen. Dann wäre der Vertrag für alle Betriebe, auch die ohne Tarifbindung, verpflichtend. "Für die Branche ist das die einzige Möglichkeit, nach dem 1. April noch Leiharbeiter zu beschäftigen", sagte Adjan. Zum 1. Januar waren Werkverträge in Schlachthöfen verboten worden. Für die Leiharbeit gilt noch eine entsprechende Übergangsfrist bis 1. April. Danach können Arbeitgeber eine auf drei Jahre befristete Ausnahmeregelung in Anspruch nehmen: Auf der Grundlage eines Tarifvertrages ist es möglich, Auftragsspitzen in der Fleischverarbeitung durch Leiharbeiter aufzufangen.