Düsseldorf (epd). Die im Zuge der Corona-Krise in großem Umfang eingeführte Kurzarbeit hat laut einer aktuellen Erhebung dafür gesorgt, dass Väter sich zu Hause stärker um ihre Kinder kümmern. Väter, die im November 2020 in Kurzarbeit waren, übernahmen während dieser Zeit deutlich häufiger den Hauptteil der Kinderbetreuung als vor Beginn der Pandemie, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Freitag in Düsseldorf mit. "Im Zuge der durch Kurzarbeit vermehrt verfügbaren Zeit haben sich die Anteile in der partnerschaftlichen Kinderbetreuung verschoben", erklärten die WSI-Forscher Toralf Pusch und Hartmut Seifert.
Bei der Befragung unter gut 6.100 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden gaben knapp 30 Prozent der Väter an, während der Kurzarbeitsphase den Hauptteil der Kinderbetreuung in ihrer Familie übernommen zu haben. Vor Beginn der Pandemie taten das lediglich sieben Prozent. Weitere rund 35 Prozent kümmerten sich nach eigenen Angaben ebenso ausführlich um die Kinder wie ihre Partnerinnen. Das bedeutete einen Anstieg von drei Prozentpunkten gegenüber dem Zeitpunkt vor der Pandemie.
Bei den befragten Müttern in Kurzarbeit ergab sich allerdings ein anderes Bild. Nach ihrer Einschätzung hatte sich an der Rollenverteilung bei der Erziehung nichts geändert. So gaben rund zwei Drittel sowohl für die Zeit vor als auch während der Kurzarbeit an, dass sie den überwiegenden Anteil bei der Kinderbetreuung übernähmen. "Kurzarbeit macht deutlich, dass Arbeitszeitverkürzungen die ungleiche Lastenverteilung bei der Kinderbetreuung verringern können. Das alleine reicht aber nicht aus, sie zu beseitigen", betonten die Forscher.
Im November 2020 waren nach vorläufigen Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) knapp 2,4 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Ihre Arbeitszeit mussten die Kurzarbeiter in diesem Monat um durchschnittlich 51 Prozent reduzieren.