Großes Interesse an unveröffentlichtem Kölner Missbrauchsgutachten

Großes Interesse an unveröffentlichtem Kölner Missbrauchsgutachten

Köln (epd). Das Erzbistum Köln gewährt ab Donnerstag erstmals Einblick in das bislang unter Verschluss gehaltene Missbrauchsgutachten einer Münchner Kanzlei. Das Interesse an der Einsicht in das Dokument sei groß, teilte das Generalvikariat am Mittwoch mit. Die angebotenen Lektüre-Termine für das umstrittene Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl seien an den meisten Tagen nahezu ausgebucht. Lediglich am 31. März und am 1. April stünden noch einige Zeitfenster zur Verfügung. Interessierte können das Gutachten bis zum 1. April ausschließlich nach Anmeldung und vor Ort im Kölner Maternushaus einsehen. Jeder Besucher erhält eineinhalb Stunden Zeit, um das Dokument zu begutachten.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki hatte die Veröffentlichung des Gutachtens über den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Erzbistum im vergangenen März gestoppt. Dafür hatte er Kritik innerhalb und außerhalb der Kirche bekommen. Woelki hatte im Oktober ein zweites Gutachten bei der Kölner Kanzlei Gercke und Wollschläger in Auftrag gegeben, das am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde.

Der Erzbischof hatte das Zurückhalten des ersten Gutachtens damit begründet, dass es der Prüfung durch juristische Experten nicht standgehalten habe. Es weise äußerungsrechtliche Mängel auf. Die Münchner Kanzlei wies den Vorwurf methodischer Mängel zurück.

Das zweite vom Erzbistum bestellte und am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke hatte schwere Pflichtverstöße der Bistumsleitung aufgedeckt. Woelki hingegen wurde entlastet. Der Erzbischof stellte als Konsequenz die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp vorläufig frei. Zudem entband Woelki den Offizial Günter Assenmacher vorläufig von seinen Aufgaben. Der ebenfalls schwer belastete heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, ehemaliger Leiter der Hauptabteilung Seelsorge/Personal in Köln, bot dem Papst seinen Rücktritt an.