Berlin, São Paulo (epd). Brasilien durchlebt die bisher schwersten Momente der Pandemie. Innerhalb eines Tages sind 3.158 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" am Dienstagabend (Ortszeit) berichtete. Die Zahl der Corona-Toten stieg damit auf 298.843. Mehr als zwölf Millionen Menschen haben sich seit Beginn der Pandemie in Brasilien offiziell infiziert. Wissenschaftler machen die Ausbreitung der sehr viel ansteckenderen Virus-Mutation P1 für die stark gestiegenen Infektionszahlen verantwortlich.
Damit ist Brasilien zum Epizentrum der Pandemie geworden. Das südamerikanische Land verzeichnet rund elf Prozent aller weltweiten Corona-Toten, während es nur 2,7 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sagte in einer TV-Ansprache, in keinem Moment habe seine Regierung versäumt, die notwendigen Maßnahmen für die Bekämpfung der Pandemie zu ergreifen. Er versprach, dass bis Ende des Jahres alle Brasilianer geimpft sein würden. Der ultrarechte Staatschef hat jedoch immer wieder die Corona-Krise verharmlost und sich gegen Maßnahmen wie Lockdown, das Tragen von Masken und soziale Distanz ausgesprochen.
Erstmals trifft die Pandemie ganz Brasilien gleichermaßen. Landesweit steht das Gesundheitssystem vor dem Kollaps. Die Hälfte aller Bundesstaaten meldete eine Auslastung der Intensivbetten von mehr als 90 Prozent. Zudem fehlt es an Medikamenten, die für die Beatmung notwendig sind, und Sauerstoff wird knapp. Auch die Weltgesundheitsorganisation zeigte sich besorgt und forderte Brasilien auf, koordinierter gegen die Pandemie vorzugehen.