Berlin (epd). Betroffene antimuslimischer Diskriminierungen und Übergriffe beklagen bundesweit eine mangelnde Unterstützung. Laut einer Studie haben mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Anlauf- und Beratungsstellen in Deutschland kein Verfahren, um festzustellen, ob eine Person von antimuslimischem Rassismus betroffen ist. Nur vier der 79 Stellen hätten eine entsprechende spezifische Ausrichtung, teilte die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit (Claim) am Mittwoch in Berlin mit. Hauptursachen seien zu geringe Personalressourcen und zu viele Kurzzeit-Stellen.
Das habe vor allem Auswirkungen auf die Erfassung und die Dokumentation gemeldeter Fälle, kritisierte die Allianz. Um das Dunkelfeld von antimuslimischem Rassismus zu erhellen, sei eine Erfassung und Klassifizierung der Fälle im Hinblick auf das Motiv dringend notwendig. Offizielle Zahlen würden bisher nur einen Teil des tatsächlichen Ausmaßes wiedergeben. Demnach erfassten die Behörden 2020 bundesweit mindestens 901 antimuslimische und islamfeindliche Straftaten. Die tatsächliche Zahl liege aber laut Experten deutlich höher.
So hätten alleine die Beratungsstellen im Jahr 2019 bundesweit rund 1.280 antimuslimische Übergriffe und Diskriminierungen registriert. Und das, obwohl nur die Hälfte von ihnen antimuslimischen Rassismus überhaupt erfasse und nur ein Teil der befragten Stellen Angaben zu Fallzahlen gemacht habe.
Die Studie soll am 23. März veröffentlicht werden. Claim ist ein Zusammenschluss von 47 muslimischen und nichtmuslimischen Akteuren und wird vom Bundesfamilienministerium gefördert.