Karlsruhe (epd). In Hannover ist am Dienstag ein früherer Soldat aus dem westafrikanischen Gambia festgenommen worden, der unter dem Regime des ehemaligen Diktators Yahya Jammeh schwere Verbrechen begangen haben soll. Bai L. wird vorgeworfen, als Mitglied einer Sondereinheit an "Liquidierungsaufträgen" beteiligt gewesen zu sein, wie der Generalbundesanwalt am Dienstag in Karlsruhe mitteilte. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
L. war den Angaben zufolge zwischen 2003 und 2006 Fahrer eines sogenannten Patrol Teams der gambischen Armee, auch bekannt als "Junglers". Der Beschuldigte soll anderen Mitgliedern bei der Tötung eines regierungskritischen Journalisten und eines mutmaßlichen Gegners des damaligen Präsidenten Jammeh geholfen haben. Eine dritte Person, ein Rechtsanwalt in der Hauptstadt Banjul, überlebte einen Angriff der "Junglers". Aufgabe der Einheit war demnach die Einschüchterung und Beseitigung von Regierungskritikern.
Jammeh regierte das westafrikanische Gambia nach einem Putsch 1994 rund 22 Jahre lang mit harter Hand. Menschenrechtler beklagten die Verfolgung und Folter von Oppositionellen und Journalisten. Ende 2016 verlor er überraschend die Präsidentenwahl, zog sich unter massivem internationalem Druck zurück und flüchtete ins Exil nach Äquatorialguinea. Unter der neuen Regierung wurden eine Wahrheits- und Versöhnungskommission ins Leben gerufen und Justizreformen eingeleitet, eine strafrechtliche Verfolgung der Verbrechen des Jammeh-Regimes blieb jedoch bisher weitgehend aus.